Dann kann die (wohl eher abstrakte Vorstellung von einem reformierten Sozialismus) aber nicht sehr handlungsbestimmend gewesen sein.
Wäre es nach mir gegangen, hätte man sich die Zeit nehmen sollen, sich das Beste aus beiden Ländern genauer anzuschauen, um daraus einen gemeinsamen Staat zu machen.
Wäre in dieser Zeit, als die Realität das Handeln manchmal selbst überholt hat, eine andere als eine abstrakte Vorstellung überhaupt möglich gewesen? Das ist übrigens nur eine rhetorische Frage;-)
Deshalb auch der Verweis auf die Zeit zwischen Februar und März 1990. Vor den letzten Volkskammerwahlen wurden in dieser Zeit die ostdeutschen Schwesterparteien mit massiver Schützenhilfe West schon auf den Einheitskurs getrimmt und mit der Währungsunion der wirtschaftliche Grundstein gelegt. Gleichzeitig schuf das natürlich den bequemen Zugang der Unternehmen zu den "neuen Märkten", während die ohnehin angeschlagenen DDR-Unternehmen damit zusätzlich ausgebootet wurden. Das Framing dazu war der Wandel des Mottos der Wende von "Wir sind das Volk" zu "Wir sind ein Volk" und damit das Betonen des Nationalistischen mit all seinen Folgen. Vielen Reformwilligen ging das damals zu schnell, aber da galt es eben nicht zu reformieren, sondern Tatsachen zu schaffen.
Bei der folgenden ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl hatte der Einheitskanzler Kohl über diese Euphorie den Vorteil gegenüber einem durchaus starken Lafontaine, der die Probleme einer schnellen Einheit betont hat und damit als Miesepeter und Schwarzmaler galt und dafür den Daumen runter bekam. Für den Dicken hat´s halt gelangt.
Von dem Ost-West-Geplänkel halte ich heute gar nichts mehr. Das sollte man abhaken. Die jungen Generationen denken darüber eh nicht mehr nach.
Letztere sind inzwischen herausgewachsen und kennen es auch nur als Erzählung und dem Unterricht. Das ist ja auch gut so, dass die sich darum nicht so unbedingt eine Platte machen, denn die haben inzwischen auch andere Probleme.
Die Folgen wirken aber bis heute nach, denn außer in den prosperierenden Zentren ist im Osten oft nicht so viel los mit junger Generation. Die Jahrgänge wie der meine sind reihenweise in den Westen und auch deren Kinder gehen selten zurück. Das demographische Problem wird also noch ein paar Generationen bleiben, auch wenn die Geburten langsam wieder zunehmen. Auf dem platten Land hinkt der Osten weiter hinterher.
Umberto Eco. Abgesehen von seinem bekanntesten historischen Kriminalroman "Der Name der Rose", vielleicht einer der wichtigsten Sprachwissenschaftler unserer Zeit.
Von Eco finde ich Der Friedhof in Prag fast noch packender. "Der Name der Rose" ist dank des Films mit u.a. einem großartigen Sean Connery etwas, wo man "ein Bild" dazu hat. Was Eco unheimlich gut kann, ist das Verknüpfen mehrerer Handlungsstränge und selbst innerhalb dieser ein vielschichtiges Schreiben, bis kurz vor Schluß alles zusammenfindet.
Ganz ähnlich funktioniert z.B. die Reihe Kinder des Gral von Peter Berling. Historisch ist das zwar der Geschichte geschuldet nicht immer korrekt, aber es bringt einem die Zeit der Kreuzzüge durchaus realistisch nahe. Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme war das Mittelalter eben gar nicht nur düster und kriegerisch, sondern es gab durchaus Epochen, wo man mehr miteinander und im "Burgfrieden" sich zu arrangieren wußte. Es war durchaus ein gegenseitig fördernder Austausch zwischen Orient und Okzident vorhanden.
Aber das ist ähnlich wie die Steinzeit eine der am meisten mißverstandenen Epochen der Menschheit und beschränkt sich nur zu oft darauf, dass wir den Menschen dieser Zeiten jeglichen Drang zur Moderne oder gar Wissen und Können absprechen, weshalb die ja auch so knapp über den Tieren gelebt haben müssen. Dabei hatten die Menschen sowohl der Steinzeit als auch im Mittelalter Sachen drauf, an denen wir uns heute noch messen lassen können. Das haben die aber mit wesentlich primitiveren Mitteln geschafft.
Ein netter YT-Kanal dazu ist das Geschichtsfenster, der da mit einigen Irrtümern aufräumt und auch mal gerne gemachte Fehler der Medien auf die Schippe nimmt.
Es gäbe noch Einiges zu sagen. Aber für heute nur noch ein frohes Fest allerseits und macht´s jut Nachbarn!