Morbus Webster Extrema
Der Gesundheitsminister informiert:
Suchen sie in Ihrem Leben manchmal nach dem 'Back'-Button? Träumen Sie im HTML-Format? Hat sich in Ihre Brille eine Internetseite eingebrannt? Kennen Sie mehr IP-Adressen als Telefonnummern auswendig? Dann leiden Sie wahrscheinlich unter der zur Zeit grassierenden Krankheit Morbus Webster Extrema.
Morbus Webster Extrema scheint seine Ursprünge in den Vereinigten Staaten genommen zu haben und zwar schon Anfang der 90er Jahre. Wie die Krankheit den Sprung über den Atlantik geschafft hat ist noch unklar, allerdings wurden einige Theorien aufgestellt. Dazu der anerkannte Pathologe Dr. Watson: "Anfangs dachten wir, Morbus Webster Extrema würde durch einen Virus übertragen. Diese Annahme wurde allerdings von meinem Kollegen Dr. Solomon widerlegt.
Der entscheidende Durchbruch gelang mir schließlich bei der Untersuchung zahlreicher Post Mortem Abbilder. Es zeigte sich, daß die Krankheit in ursächlichem Zusammenhang mit der Anzahl geöffneter Fenster zu stehen scheint, also möglicherweise durch die Luft übertragen wird. Ein anderer Übertragungsweg ist über infizierte Tiere, allen voran Pinguine und Klammeraffen, oder über spezielle Fast-Food Burger. Hier wäre v.a. der Mc OS zu nennen."
Zwar taucht die Krankheit noch in keinem medizinischen Lexikon auf, ein größerer Teil der Bevölkerung dürfte jedoch schon damit infiziert sein.
Ein Artikel in der Fachzeitschrift 'Täglich Online' fasst die bekannten Symptome folgendermaßen zusammen:
- chronischer Schlafmangel
- Sprachstörungen, v.a. Äußerung seltsamer sinnloser Silben wie '*LOL*', '*BRB*', 'IMHO', ...
- Chat Lag: Gefühl der Sinnlosigkeit und Leere, tritt meist in den frühen Morgenstunden auf
- Lokale Vereinsamung: Bekannte in aller Welt, außer in der eigenen Heimatstadt
- 15 Minuten-Syndrom: Stündliche Äußerung des Satzes 'In 15 Minuten dreh ich ab'
Sollten einige dieser Symptome auf Sie zutreffen, gibt es dennoch keinen Grund in Panik zu geraten. Die Wissenschaft hat bereits einen verlässlichen Test entwickelt, mit dem Sie feststellen können, ob Sie mit Morbus Webster Extrema infiziert sind oder nicht.
Beantworten Sie gewissenhaft die folgenden Fragen:
Frage 1:
Ein alter Bekannter schickt Ihnen seine neue Postanschrift und Telefonnummer. Was machen Sie?
- a. Ich schreibe ihm einen Brief.
- b. Ich rufe Ihn an.
- c. Was ist eine Postanschrift?
Frage 2:
Ein Bekannter erzählt Ihnen eine lustige Anekdote. Wie reagieren Sie?
- a. Ich fange an herzhaft zu lachen.
- b. Ich lache nicht, weil er immer die gleiche Anekdote erzählt.
- c. Ich drehe meinen Kopf um 90° zur Seite verziehe den Mund
sichelförmig.
Frage 3:
Man serviert Ihnen kalten Kaffee. Wie reagieren Sie?
- a. Ich bestehe auf heißen Kaffee.
- b. Ich trinke gar keinen Kaffee.
- c. Kaffee ist doch immer kalt, oder?
Frage 4:
Eine Spedition liefert 3 größere Umzugskartons. Wie reagieren Sie?
- a. Ich öffne die Kartons.
- b. Ich überprüfe den Absender.
- c. Ich stelle sie zu den anderen Telefonrechnungen
Frage 5:
Sie werden aufgefordert, Ihren Namen und Ihre Anschrift in ein Formular
einzutragen. Ihre Antwort?
- a. Max Muster, Musterstrasse 1A, 1010 Wien
- b. Ich lege meine Visitenkarte bei
- c. m.muster@muster.com,
http://www.muster.com
Wenn Sie auch nur ein einziges Mal die Antwort c gewählt haben, befinden Sie sich bereits im Endstadium von Morbus Webster Extrema.
Glücklicherweise kann Ihnen aber geholfen werden. Denn nach jahrelanger Forschung ist es der Pharmaindustrie nun gelungen, einen effektiven Wirkstoff gegen diese schleichende und heimtückische Krankheit zu entwickeln.
Der Name: Offlinus.
Dieser brandneue Wirkstoff wirkt schnell und zuverlässig, ist sehr kostengünstig in der Anwendung und hat in ersten Feldversuchen überraschend positive Ergebnisse gezeigt. Regelmäßige Anwendung an zumindest 4 Abenden pro Woche kann sehr schnell zur Heilung beitragen.
So wurde der ehemalige Träger der Krankheit, Josef S., bereits eine Woche nach der ersten Einnahme dabei beobachtet, wie er mit 2 vollen Tragtaschen ein Lebensmittelgeschäft verließ. Kurt B., von seinen Verwandten bereits für verschollen und tot erklärt, tauchte nach der zweiten Einnahme in seinem ehemaligen Stammcafè auf, sehr zur Überraschung seiner alten Freunde. Zwar bleich und zittrig, als Folge der Entzugserscheinungen, jedoch relativ lebendig und ansprechbar.
Thomas K. schließlich, der von den Ärzten schon aufgegeben worden war, konnte nach zweiwöchiger Anwendung dazu überredet werden, die Wohnung zu verlassen. Seine ersten Worte, als er nach Jahren erstmals die Sonne wieder sah: "Hey, das mit dem Real Life ist ja wirklich kein Gerücht!".
Sie sehen, egal in welchem Stadium von Morbus Webster Extrema Sie sich befinden, es besteht noch immer Hoffnung!
Allerdings ist der Weg zurück ins Leben nicht immer einfach. Mit folgenden Nebenwirkungen ist in den ersten Tagen bis Wochen zu rechnen:
- Doppelklick-Syndrom: nervöse, rhythmische Zuckungen des rechten Zeigefingers.
- Emailophobie: Der Zwang 3 h nachts aufzustehen, um nachzusehen ob der südvietnamesische Goldfisch-Züchterverband schon zurückgeschrieben hat.
- Scrollulitis: Die Eigenart Bücher beim Lesen auf- und abwärts zu schieben statt umzublättern.
- Dotcomomanie: Unfähigkeit, einen Punkt ohne nachfolgendes 'com' zu schreiben. Geht meist einher mit Stottern bei Wörtern, die mit W beginnen ('WWWer WWWar das?').
Sobald Sie jedoch diese Anfangssymptome überstanden haben, werden Sie
sich in einem vollkommen neuen, freien Leben wiederfinden.