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Link setzen oder nicht?

Sandmann / 9 Antworten / Flachansicht Nickles

Vielleicht bin ich ja ein bisschen naiv, als ich neulich bei mehreren Websites anfragte, ob ich von meiner Seite aus zu ihnen linken darf. Ein Antwort blieb aus :-(
Ist es einfach nicht üblich anzufragen? Ich für mein Teil wollte eigentlich schon wissen, wer einen Link zu meiner Seite setzt.
cu

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Thanks! Sandmann
Basilisk (Anonym) Sandmann „Link setzen oder nicht?“
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ADVOGRAF - und der User zahlt sofort (www.advograf.de)

Auf jeden Fall lesenwert !!!!! Und unter www.advograf.de auf jeden Fall bitte über den MAHN-O-MAT informieren. Echt Supi ""

Zitat:

Schon so oft in der Geschichte waren es Ironie und Satire, die als Ventil dienten, um auf einen schreienden Mißstand aufmerksam zu machen. Denn während sich gutgemeinte Parolen der Rechtschaffenheit nur allzuschnell in langweiliger Erbaulichkeit erschöpfen, die niemanden mehr interessiert, halten Ironie und Satire den Geist wach.

So ist es auch im vorliegenden Fall. Hinter der schrägen Kommune rund um den AdvoGrafen verbirgt sich keine muntere Fiktion, sondern das ironische und satirische Hinweisen auf etwas, das es leider wirklich gibt: die Bereicherung einzelner Juristen auf Kosten der Allgemeinheit und auf Kosten des Rechtssytems. Und nicht, daß es hier um einen Einzelfall geht – nein, es geht um Praktiken, die seit Jahren funktionieren und, durch den unsicheren Rechtsraum Internet beschleunigt, mittlerweile zu einer allgemeingefährlichen Bedrohung geworden sind.

Der Trick ist ganz einfach. Man beobachtet den Markt, vor allem lukrative Teilmärkte wie den EDV-Sektor. Dort entstehen viele neue Technologien, und gemeinsam mit ihnen viele neue Metaphern, mit denen man diese neuen Technologien bezeichnet. So gibt es eine Technologie namens Multiple Document Interface, aber weil das viel zu abstrakt ist, redet man einfach von Fenstern. Wer genau beobachtet, kann schon heute ahnen, wie die Metaphern von morgen heißen. Die Wörter hinter diesen Metaphern läßt man sich klammheimlich als Marke eintragen, redet schon mal mit einer speziellen Sorte Rechtsanwalt, die sich auf dieses Geschäft spezialisiert hat, und wartet ab.

Die Technologien wachsen, und irgendwann ist besagte Metapher in aller Munde. Klar, daß dann auch viele Programme und Tools diese Metapher benutzen, und daß es im Internet viele Links auf solche Programme und Tools gibt. Das ist die Zeit der Ernte: der auf diese Dinge spezialisierte Rechtsanwalt beginnt im Namen seines Mandanten, des stillen Markeninhabers, serienweise abzumahnen. Er setzt sich morgens vor die Suchmaschine, sucht nach Links auf irgendetwas, in dem das erfreuliche Wort vorkommt, und findet jede Menge Treffer. Alles potentielle Abmahnkandidaten, egal ob private Homepage-Besitzer, Universitäten, Vereine oder Firmen. Denn sie alle machen sich nach der noch vorherrschenden deutschen Rechtssprechung, der das Medium Internet noch fremd und unverständlich ist, des geschäftlichen Mißbrauchs der Marke schuldig.

Flugs sind wieder ein paar neue Namen notiert, die Serienbrief-Funktion druckt bereits, und kurze Zeit später bringt der fleißige Anwaltsgehilfe den Packen des Tages zur Post – jeder Brief wird dem Anwalt knapp 2000 deutsche Mark einbringen, abgezogen aus den Taschen erstaunter und verängstigter Menschen, die noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Den Rest des Tages kann sich der Anwalt natürlich schön vergnügen und sonstigen Interessen nachgehen. In dem Fall, auf den wir hinauswollen, bestehen diese Interessen darin, Publicity zu ergattern. Und zwar eine ganz besondere Sorte: nämlich Negativ-Publicity. Dazu postet er wie ein Besessener in Foren, Mailinglisten und Newsgroups herum, und zwar so, daß er bei dem dort vorherrschenden Publikum nachhaltig aneckt. Naja, wer so einem merkwürdigen Geschäft nachgeht, hat eben auch merkwürdige Hobbies.

Zur Zeit postet er auch wieder sehr viel. Denn es ist mal wieder die Zeit der Ernte. Das erfreuliche Wort heißt diesmal "Explorer" (engl. für "Erkunder"). Da die Datenbestände immer größer werden, egal ob auf dem eigenen Rechner, im Internet, oder auf speziellen Datenträgern, war es ganz normal, daß eine Sorte Software immer mehr Bedeutung gewann, nämlich jene, die das Zurechtfinden in diesem ganzen Datendickicht erleichtert. Natürlich brauchte man auch dafür wieder eine griffige Metapher, und so bürgerte sich die Metapher des Erkundens ein. Da gibt es den allseits bekannten Internet Explorer und seinen Stammvater, den Windows Explorer. Aber es gibt auch Picture Explorer, Multimedia Explorer, Sound Explorer – und es gibt einen FTP-Explorer. Alle führen eine friedliche Koexistenz, denn sie unterscheiden sich ja alle klar und deutlich durch die vorangestellten Beiwörter.

Alles unerheblich! Tief in der deutschen Provinz sitzt der Inhaber der Marke Explorer - eine Firma namens Symikron. Und die hat den Anwalt Günter Freiherr von Gravenreuth beauftragt, gegen Mißbrauch an den Rechten dieser Marke vorzugehen.

Nun wäre es eine schwache Ernte, einfach nur Software-Hersteller abzumahnen, die ihrem Produkt die Gattungsmetapher "Explorer" verpaßt haben. Das ist schon von daher schwierig, weil die meisten dieser Produkte internationaler Herkunft sind und durch den Rechtsanspruch von Symikron gar nicht berührt werden. Aber zum Glück gibt es ja das Internet mit seinen vielen Links. Jeder Link auf irgendeinen Explorer, der sich auf einer deutschen Webseite befindet, ist für den freiherrlichen Anwalt, der vor seiner Suchmaschine sitzt und den Drucker warmlaufen läßt, fast 2000 deutsche Mark wert.

So ist das also - mit dem Explorer und mit einigen anderen Wörtern. Der Anwalt mit dem markanten Namen, Günter Freiherr von Gravenreuth, hat seine Praxis übrigens in München. Leben tut er natürlich außerhalb, in so einem Schlößchen, ihr wißt schon ... und nun noch viel Spaß mit den Abenteuern von AdvoGraf, dem tolldreisten Juror rerum explorae! Und vielleicht bleiben ja ein paar Stirnfalten ...

[STEFAN MÜNZ]

Zitat Ende

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