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News: Predictive Dialer

Callcenter mit neuer Telefonterror-Methode

Redaktion / 73 Antworten / Flachansicht Nickles

Viele werden seit einiger Zeit mit einer neuen schmutzigen Masche belästigt: das Telefon klingelt alle Weile, aber beim Abheben meldet sich der Anrufer nicht oder legt einfach auf. Jetzt wurde bekannt, wer hinter dieser neuen Belästigungsmethode steckt: Callcenter. Die verwenden inzwischen eine neue Technik namens "Predictive Dialer", die von verschiedenen Unternehmen angeboten wird.

Wie das genau funktioniert, erklärt beispielsweise der deutsche Anbieter Qumido.de. Der verspricht für sein Produkt QUMI_dial beispielsweise Callcenter-Betreibern das hier:

"Durch den selbstlernenden Algorithmus von QUMI_dial können Sie eine reine Gesprächszeit von bis zu 52 Minuten je Arbeitsstunde im CallCenter erreichen und mit einem mittleren Produktivitätszuwachs von 33 % rechnen.".

Callcenter-Mitarbeiter sollen also weniger Zeit mit Anrufversuchen verbringen um mehr Zeit für Gespräche zu haben. Die "Predictive Dialer" überwacht die Mitarbeiter von Callcentern und soll automatisch abschätzen lernen, wie lange ein Gespräch vermutlich noch dauern wird. Zum geeigneten "geschätzten" Zeitpunkt ruft die Software dann einfach "hunderte" Telefonnummern an und checkt ab, ob die Nummer besetzt ist, nur ein Fax- oder Anrufbeantworter rangeht oder ob ein Mensch abhebt.

Erwischt die Software einen Mensch an der Leitung, wird er automatisch an den nächstbesten freien Callcenter-Agenten weitergeleitet. Sind alle Agenten ausgelastet, dann legt die Software halt einfach auf. Also: besser zig Menschen eiskalt belästigen, als kostbare unausgenutzte Zeit von Callcenter-Mitarbeitern verplempern. Die Bundesnetzagentur scheint die neue miese Masche jetzt erkannt zu haben und will gegen Callcenter-Betreiber vorgehen, die Predictive Dialer verwendet.

Dazu hat sie jetzt ein Musterverfahren in die Wege geleitet, in dem festgestellt werden soll, ob Predictive Dialer zulässig sind. Ein ehemaliger Callcenter-Mitarbeiter hat sich in der Sache gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger so geäußert:

"Die Software macht alles selbstständig, man weiß nicht, wie viele und was für Leute man anruft. Direkt nach dem Auflegen ist schon der nächste Kunde in der Leitung. Es bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Ich habe mich gefühlt, wie der Untertan des Computers."

Wieso? peterson
Nicht ganz klar gelöscht_265507
R-Gespräch Olaf19
Geil! Quax04
fakiauso SirHenrythe3rd „ Das entspricht nicht den Tatsachen. In der Zeitarbeit gibt es seit 2003 ein...“
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Hallo

Das kann man nun sehen, wie man will, aber ob in der Branche nun von seriösen Anbietern mit Tarif gearbeitet wird oder nicht, es gibt genügend, die sich von Haus aus nicht dran halten und anderweitig genug Mittel, den Preis zu drücken.
Der angebliche Grund für die Zeitarbeit war eigentlich, in Unternehmen mit variierenden Produktionsaufkommen die Spitzen mit solchen Zeitarbeitern abzufangen, um dafür im Gegenzug die Stammbelegschaft nicht kündigen zu müssen.
In Wirklichkeit war der Ansatz in großem Stil von vornherein darauf ausgerichtet, das amerikanische System "Hire and Fire" in Deutschland einzuführen.
Erstens sind die Zeitarbeitsfirmen eben nur bedingt an die Tarifverträge der Gewerkschaften gebunden und sei es nur bei Nebenabsprachen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld und zweitens kann man den "ordentlichen" Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaften auf diese Art hervorragend die Pistole auf die Brust setzen, indem man dann die Stammbelegschaft reduziert und dafür Zeitarbeiter einstellt.
Natürlich wird das offiziell nicht als solches deklariert, sondern als wirtschaftlich notwendiger Personalabbau.
Mein Schwiegersohn hatte als Facharbeiter manchen Monat mit Ach und Krach zu tun, das er einen knappen Tausender zusammen hat, vermittelt von einer renommierten Zeitarbeitsfirma an ein renommiertes Unternehmen und das mit 3 Schichten rund um die Uhr!
Zum Glück ist der aus dieser Mühle wieder raus und hat wieder eine echte Arbeit in seinem Beruf gefunden, aber selbst gesucht und nicht über Zeitarbeit oder Arbeitsamt, da wäre der heute noch Lochstopfer hoch zehn und das war keine Ausnahme.

Was das Kurzarbeitergeld für Zeitarbeitsfirmen betrifft, profitieren diese doch auch davon, weil die Sozialzuschläge nur zu 80% (davon 50% ebenfalls vom Arbeitsamt) gezahlt werden, während das Kurzarbeitergeld komplett vom Arbeitsamt gezahlt wird.
Im Gegenteil profitiert die Zeitarbeitsfirma noch von dieser Regelung, weil nämlich der Druck wegfällt, den Zeitarbeiter weitervermitteln zu müssen bzw. den Gehaltsausfall selber zu tragen.

http://www.igmetall.de/cps/rde/xchg/SID-0A456501-B1627DFB/internet/style.xsl/view_328.htm

http://www.zeitarbeittransparent.de/2009/03/16/kurzarbeit-2009/

http://wirtschaft.t-online.de/arbeitsvermittlung-zeitarbeitsfirmen-verschmaehen-die-kurzarbeit/id_18078106/index

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/1635059_Nothilfe-fuer-Leiharbeiter.html

http://www.bafoeg-aktuell.de/cms/soziales/kurzarbeit/leiharbeiter-bei-kurzarbeit.html

Und die Massenentlassungen kommen so oder so noch, wenn ich jetzt schon wieder Guttenberg mit Sparmaßnahmen nach den Wahlen höre!
Da wird wieder Sche... in Tüten verkauft.
Zum Glück sitzen die wirklichen Verursacher dieser schlicht und einfach systembedingten "Krise" weiter im Trockenen und spielen schon wieder Vabanque, statt dafür bestraft zu werden, während das Fußvolk die Suppe über immer weiteren Sozialabbau, Arbeitslosigkeit usw. ausbaden darf.

Nimm´s bitte nicht persönlich, SirHenryteh3rd, aber wenn die Zeitarbeit nichts abwerfen würde, sei es nur über irgendwelche dubiosen Steuergeschichten usw., dann hätte sie nie existiert oder wären spätestens jetzt wieder Geschichte.
Und auch die "Krise" ist nicht Erklärung für alles, sondern wird oftmals nur weidlich ausgenutzt, um den Schindluder zu treiben, der bis jetzt nicht möglich war.

fakiauso