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Deutschenfeindlichkeit

trilliput / 25 Antworten / Flachansicht Nickles

EIn sehr interessantes und brisantes Thema war gestern von Herrn Jauch im Stern TV angesprochen worden - Deutschenfeindlichkeit, vor allem an den Schulen.

Allerdings viel zu spät, wie ich finde. Und es wird kaum was bringen, außer Gesprächsstoff an den Stammtischen und vielleicht noch mehr Anfeindungen. Denn es werden die Auswirkungen angesprochen und angemahnt, aber mit keinem Wort die Ursachen.


Erstmal ein Paar Beispiele.

Der erste Beispiel ist mein eigener. Als ich vor etwa 12 Jahren nach Deutschland kam, landete ich schnell in einer Hauptschule in einem der Problembezirke. Und schon damals gab es die selben Probleme.
Scheiß deutsche Kartoffel - dieser Spruch viel oft genug auch bei uns, vor allem von Arabern, aber auch die anderen haben mitgemacht. Die Deutschen waren mit etwa 20 Prozent in der Minderheit, wussten, konnten und oft wollten auch nicht etwas entgegen setzen. Womöglich aus Erfahrung oder Frustration, womöglich auch, weil sie kaum Rückhalt durch die Lehrer erhielten.

Ich kam frei von Vorurteilen nach Deutschland, und die armen fünf Nichtmigranten in der ersten Reihe taten mir schon leid. Allerdings fand ich die Gesamtsituation erschreckend. Nur die wenigsten Lehrer strengten sind an, offensichtlich auch in Eigenregie, denn die meisten Kollegen interessierte nur die monatliche Überweisung, und die Unterstützung durch die Leitung oder gar höhere Strukturen gab es auch kaum.

Auch waren die Versuche der Lehrer oft daneben und etwas ungleichmäßig ausgerichtet. Klar, es ist einfacher, gegen die russischen Mädels vorzugehen, die "immer auf Russisch labern" (OT Lehrerin), als gegen die türkischen Jungs, die gleichzeitig das halbe Klassenzimmer zerlegen.

Ich hatte jedenfalls auch die Schnauze voll und äußerte mich auch deutlich, was mir (Außenseiter, Gymnasiast, Streber etc.) zwar ne Menge Respekt bei den Migrantenkindern einbrachte aber auch nichts verbesserte.

Dafür öffneten sich mir immer mehr und mehr die Augen auf die Gesellschaft, die Probleme mit den Migranten hat, aber zu ignorant ist, um diese zu erkennen, und zu feige um dies zuzugeben.

Wie man sich fühlt, wenn man als Gymnasiast in eine der schlechtesten Schulen der Stadt gesteckt wird "um erstmal die Sprache zu lernen", steht auf einem ganz anderen Blatt. Sprache lernen? Von wem? Von den Türken und Arabern, die selbst gerade so die Zeugnisse kriegen? Von den fünf wohl doofsten Deutschen des Stadtteils, die noch mal auf die IGS kamen? Durch den darauf angepassten Unterricht, dass ja keiner sitzen bleibt?


Und da käme ich auch schon zu weiteren Beispielen, die insgesamt das Bild der Schulen verdeutlichen.
Eine bekannte Grundschullehrerin muss gleich auf zwei Fronten kämpfen: mit den Schülern und mit den Lehrern bzw. der Schulleitung. Die Schüler machen was sie wollen (also nix), beschimpfen und bedrohen schon mal ("ich stech dich ab" ist also schon in der Grundschule salonfähig).
Die Versuche, die Kinder durch bessere Betreuung irgendwie zu motivieren, scheitern meist an fehlender Unterstützung seitens Kollegen oder der Leitung. Man wird doch als Spinner abgestempelt, wenn man die Ghetto-Kind nach oben bringen oder zumindest nicht fallen lassen will. Dafür gibt es mit der letzteren Stress, wenn man mal (zurecht!) schlechte Noten vergibt oder mal eine Tadel ausspricht! Da hagelt es Kritik aus allen Richtungen, denn die kleinen Bastarde sollen schnell und reibungslos durchgewunken werden, und weh, es gibt die schlechte Statistik!

Gleiches hört man aus allen Ecken. Am nächsten ist mir natürlich unser Stadtteil. Da gibt es zwei Grundschulen, eine große alte und eine kleinere neue und moderne. Letztere steht räumlich in der "Russen-Ecke". Kein Ghetto, Neubauwohnungen auf hohem Mietniveau und Reihenhäuser sorgen schon dafür, dass es dort kaum Harz-Vierer wohnen.

Dennoch stehen zwei Sachen fest.
1.) Migrantenkinder werden oft an die große Schule verwiesen, die Zahl der Deutschen wird an der besseren kleinen Schule künstlich hoch gehalten, nicht nur höher, als der Anteil in der Gegend(entgegen der vorgeschobenen räumlichen Verteilungsquote), sondern auch höher, als in der großen Schule (entgegen der Beteuerungen, keine "Ausländerschulen" zu bilden).
2.) Migrantenkinder kriegen per default schlechtere Empfehlungen bei gleichen Noten. Bei gleichen Zeugnissen werden die deutschen Kinder auf Gymnasium geschickt, die russischen oder polnischen auf die Realschule, und aus der Realschule wird dann die Hauptschule Erklärungen gibt es keine, Änderungen nur mit reichlich Druck und Ärger nötig. Die Schulen haben genügend Spielraum und kaum Erklärungsnöte. Und wenn, dann wird auch schon mal gesagt: "Die kommen doch aus Migrantenfamilien, die müssen doch schlechter sein schon wegen des Sprachumfeldes".
Es ist denen wohl auch egal, dass die Eltern nicht doof sind und Vergleiche ausstellen.

Die oben erwähnte Lehrerin gewährt aber Einblicke in das System. Sie hat z.B. Ärber bekommen, weil ihre Kinder zu gut sind. Nachdem sie freiwillig und aus eigener Kraft im Zusammenarbeit mit Eltern ein Programm zur Motivation und Verbesserung aufgestellt hat und ihre Schüler plötzlich viel besser in dem betreffendem Fach (und gar fachübergreifend) wurden, müssten viel mehr Empfehlungen für die Realschule ausgesprochen werden. Doch die Schule bekommt Empfehlungsquoten, auch für die Hauptschule. Und die Schulleitung macht nur Druck (bzw. reicht ihn weiter nach unten durch), weil die Kinder plötzlich zu gut sind.

Nach 12 Jahren deutscher Realität kann man mir nichts vormachen. Mit Migrationshintergrund muss man immer alles doppelt beweisen: Dass man etwas kann, und dass man nicht schlechter ist, als der Deutsche mit gleichen Noten/Zeugnissen/Abschlüssen. Man wird per default in die untere Schubladen geschoben.

Dass dies gerade bei der "Dritten Generation" die Aggressionen erzeugt, ist dann nur noch logisch. Dass die Türken da die Vorreiter sind, ist auch klar, die sind am längsten in Deutschland und immer noch nicht angekommen Die Gastarbeiter-Generation wurde gar nicht als ein Teil der Gesellschaft betrachtet, die Kinder wurden ignoriert, die wenigsten kämpften sich durch und jetzt sind wir schon bei den Enkelkindern, die aus der Stagnation ihrer Eltern nicht gerade glücklich werden.

Dass diese Aggressionen sich sehr gut durch "islamistische Tendenzen" ausdrücken, verschärft die Lage, aber das ist keineswegs die Hauptursache.

Ihr habt es verkackt, eine Menge Menschen durch ein Selbstwertgefühl in die Gesellschaft zu integrieren und nun werten sie sich selbst auf, indem sie euch abwerten. Gratuliere!

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