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Vorbild Japan?

Pumbo / 7 Antworten / Flachansicht Nickles

Hetkämper gefällt mir momentan. In halbwegs deutlichen Worten (wahrscheinlich, was man als Korrespondent im ÖR sich noch erlauben kann) kotzt er sich täglich über den japanischen Saustall im Bezug auf Fukushima aus, womit er sich wohltuend von der sonst üblichen Weichspülberichterstattung abhebt.
Gestern fluchte er über die katastrophale Informationspolitik bzw. Kentnissstand der Regierung, die nur das berichten kann, was ihr der Betreiber (!) an Infos zum Stand im AKW zukommen lässt (unglaublich), Heute morgen spricht er aus, was ich mir auch dachte beim Anblick der kresienden Helis über dem AKW. Dass das ganze wohl nicht wahr sein, nun mit "Waldbrandlöschequipment" einen Reaktor kühlen zu wollen, worüber international alle Experten nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Auch weil dies wiederholt eine absolute Konzeptionslosigkeit beim Krisnemanagement zeigt. Die Regierung Japans versagt auf ganzer Linie.

Dazu gab es auch ein interssantes Gespräch mit einem altgedienten Japanexperten. Der wies darauf hin, dass seit dem Krieg in Japan die selbe Partei alleine an der Macht ist, dazu noch ohne Opposition. Die stärkste Gegenbewegung war eine Sozialdemokratie in den 70er aber weit von der Regierungsbeteiligung entfernt (hatten sie noch mal glück gehabt *g*- nee,Blödsinn s.u.)). Zudem gab es immer wieder massive Korruptionsskandale einzelner Abgeordneter oder ganzer Gruppen. Ich denke, dass dies viele auch nicht gestört hat, da Plauze und Portemonaie stets stramm gefüllt - die Leute also ruhiggestellt waren (Immerhin hat sich Japan wie Deutschland seine Demokratie nicht eigenständig erkämpft sondern sie zusammen mit einer ganz dicken Wusrtsemmel als Trostpflaster aufgedrückt bekommen.)

Ich denke, hierin kann mit ein Grund für die Katastrophe und das Versagen liegen. Von laschen Auflagen bis Kontrollen von Planung über Bau bis Betrieb und Wartung und auch fehlendes Krisenmanagement dürften massive Unterschiede zu Europa resp. D bestehen. Daher hat es mich/uns doppelt von den Socken gehauen, dass gerade im Hightechland Japan so was möglich ist, da Japan uns ständig auch als Vorbild in technologischer Innovation und Arbeitsmoral vorgehalten wurde. Nur hat man dabei eine wohl etwas unterentwickelte politische Kultur übersehen (u.a. da Demokratie ohne Opposition nur eine Oligarchie darstellt). Es wäre wichtig, dass mal diese Seite der ganzen Sache durchleuchtet und berichtet wird, habe da aber meine Zweifel, da in die Luft fliegnde Reaktoren natürlich viel geilere Bilder hergeben, als dröge Untersuchungsberichte einige Wochen später.

Soweit auch mal zu den Verfechtern einer möglichst freien Marktwirtschaft unter geringstmöglicher, politischer Beteiligung. So was funktioniert nicht, da: Gier frisst Hirn

So viel auch zu Vorbild Japan. Das muß man viel differenzierter betrachten, als nur als eine Nation von Superhelden, gegen die alle anderen alt aussehen.

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Pumbo The Wasp „Brennt Fukushima, wäre Tschernobyl dagegen ein Luftkurort“
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"Das ganze erinnert mich an die Mobilisierung des Volkssturms am Ende des Dritten Reichs."
Uiih! Hatte gar nicht gewusst, dass Du schon so ein alter Knochen bist. War wohl ziemlich übel, erzähl mal....

Schon soweit sachlich korrekt aber es zeigt doch, wie dort anscheinend Staat und Untrenehmen zusammenarbeiten. Es kann doch nicht sein, dass selbst bei solchen Katastrophen die Öffentlichkeit in Form der Regierung außen vor bleibt.

Was meinst Du was da für Zeitverluste etc. im Notfall auftreten? Auch hat eine Regierung ganz andere Möglichkeiten - von Informationszugriff bis zu technischen Mitteln (auch im Rahmen internationaler Hilfe) - als ein Unternehmen. Wir hatten jahrelng 'nen Schnüffelcontainer am deutschen Rheinufer gegenüber von Fessenheim stehen, weil und unsere europäischen Busenfreunde keinerlei Zutritt für einen eigenen, deutschen Beobachter in ihrem AKW erlaubten. Den wollten wir aber gerne haben, da wir nicht warten wollten, bis jemand nach STunden oder TAgen in PAris auf die Idee käme, unserer Bevölkerung eine Evakuierung zu raten, weil halt gerade Westwind (wie übrigens fast immer-clever, oder?) sei und das halt eher kein französisches Problem.

Wenn ich schon höre, dass es Tage(!) braucht, eine Stromversorgung zu installieren, kriege ich die Krise. Gleiches auch, dass zu wenig Treibstoff vor Ort ist !?!! Die technische Mannschaft ist beim Essen und merkt daher keinen Run-Out-Of-Fuel bei der Notversorgung der Kühlpumpen etc etc.. Da ist jede Verkehrs-Unfallstelle bei uns besser logistisch abgesichert als so ein hochbrisanter Komplex.

Warum wird das Geraffel z.B. nicht innerhalb von Minuten bis Stunden eingeflogen? Auch beim japanischen Militär (und Zivilschutz, den sie auch in einer Form haben werden) wäre mit Sicherheit alles soweit vorhanden, so was zu regeln. Aber dazu braucht man Notfallpläne, die sich nicht auf ein Firmengelände beschränken. Und dazu muß man sich ziemlich detailliert in die Karten schauen lassen. Außerhalb des Firmenkomplexes scheint nichst gereglt zu sein.Daher warscheinlich auch die Schnapsidee mit den Wasserwerfern, für die man leider halt auch strahlenresistente Fahrer bräuchte. Alles so unglaublich planlos und aus der Hüfte.

Und weiterhin lässt es tief blicken, wie das alles wohl bei Planung und Bau gelaufen ist. Mit so einem Saustall hätte ich nie gerechnet. Deswegen ist mir Transparenz so wichtig. Klar hilft nicht einen einzigen Quant einzufangen könnte aber dessen Auftreffen auf Menschen verhindern.

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