Ich weiß, ich weiß, dies ist ein Computerforum, aber es gibt hier bestimmt auch den ein, oder anderen Brillenträger. Nachdem meine Angetraute geruhte ihre Sonnenbrille vor ihrem Auto mit einem flüchtigen Bodenkontakt zu beglücken, war ein Glas hinüber, ergo musste ein Neues her.
Also beim örtlichen Optiker, mit wirklich hervorragender Beratung eingeschneit, um ihr selbiges zu ersetzen. Natürlich braucht man 2 Gläser (rahmenlos), weil der exakte Farbton nicht garantiert werden kann. Günstigste Lösung mit namenlosen Gläsern, gehärtet und entspiegelt mit schleifen und bohren (6€ pro Loch!), schlanke 185€! Die Brille, immerhin ein Rayban-Rahmen, hatte damals komplett 100€ zur Ungetönten dazu gekostet. Markengläser lagen bei etwa 245€ in der günstigsten Version.
Leicht geschockt wollten wir uns das überlegen und stießen in dem Einkaufszentrum ca 100m weiter in eine Filiale mit dem F. Ich überredete sie, weil sie schon keine Lust mehr hatte dort nachzufragen. Ergebnis: ein paar supergehärtete, superentspiegelte Gläser ohne Namen, für 43,50€, inkl. aller Arbeiten.
Mal ernsthaft und bei aller Liebe für den Einzelhandel, ist ein solcher Preisunterschied von 141,50€, für die gleiche Arbeit und weniger Leistung noch durch irgend etwas zu rechtfertigen? Gut, F. hatte gerade eine Aktion, aber lasst es normal 80€ kosten, da währen wir immer noch bei guten 100€ mehr.
Ich denke, ich werde bei Gelegenheit noch einmal beim Optiker vorbei gehen und sie darauf ansprechen. Ich bin gespannt, ob sie mir eine Erklärung geben, oder nur beleidigt reagieren. Wollte ich nur mal loswerden und den gemolkenen Brillenträgern zurufen, geht vergleichen, denn so teuer muss Solidarität nicht sein!
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Mal ernsthaft und bei aller Liebe für den Einzelhandel, ist ein solcher Preisunterschied von 141,50€, für die gleiche Arbeit und weniger Leistung noch durch irgend etwas zu rechtfertigen?
Ich denke, die Frage ist falsch gestellt. Der Unternehmer kalkuliert seinen Preis, den er erzielen will. Um seinen Gewinn zu optimieren (das ist nichts Unmoralisches) hat er die Wahl zwischen wenig Verkauf zu hohem Preis oder viel Verkauf bei niedrigen Preisen. Mit berücksichtigen muss er noch die Kosten für sein Geschäft (Miete), Personalkosten, etc. etc.
Und jetzt kommt der Kunde und hat die Wahl - und genau das ist in der EU gewünscht: Wettbewerb. Jeder kann sich entscheiden, niemand muss im teuersten Geschäft kaufen, niemand muss im billigsten kaufen und niemand muss im Internet "auf gut Glück" kaufen. Vergleiche einmal, was das Bier im Nobelrestaurant kostet und was im Einkaufsmarkt nebenan. Die Frage, ob die tatsächlichen Unterschiede gerechtfertigt sind, stellt sich gar nicht: Ich als Kunde treffe meine Wahl - und der Unternehmer, der auf die falsche Strategie setzt, wird Konkurs machen - oder aber es gibt ein Käufersegment, für das genau sein Angebotmix (Beratung, Produkt, Ambiente, Erreichbarkeit, Service etc.) passt. Und dann ist es auch OK, wenn es Vielfalt am Markt gibt, nach dem Motto: Jedem das Seine!
Gruß, Gerhard