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Noch mehr Spaß mit Bank-Serviceterminals dank SEPA

Michael Nickles / 164 Antworten / Flachansicht Nickles

Ich war grad mit dem Rad drüben bei der Bank und habe dem Finanzamt 8 Euro überweisen. Die Säumniszuschläge von je 4 Euro wurden gefordert, weil meine letzten beiden Quartals-Steuervorauszahlungen jeweils knapp eine Woche zu spät eingegangen sind. Meine Schuld. Immer wenn ich am Service-Terminal der Sparkasse stehe, frage ich mich welchen von den drei mutmaßlichen Vollidioten ich am meisten hasse.

Den, der das Terminal so konzipiert hat, dass es praktisch keine Chance gibt einen Zettel abzulegen, von dem man etwas abtippen muss? (Vermutlich braucht es keine Ablage, weil Menschen die Kontodaten bei Überweisungen ohnehin auswendig im Kopf parat haben.)

Oder hasse ich den Idioten am meisten, der den Automaten so aufgestellt hat, dass die Lampe darüber exakt so auf den Bildschirm und die Tastatur gerichtet ist, dass es herrlich blendet, kaum was lesbar ist?

Oder ist der größte Idiot vielleicht nicht der, der die Terminals aufstellt, sondern der, der die Lampen aufhängt und ausrichtet?

Wie immer habe ich das mit der fehlenden Ablage und den fantastischen Blendeffekten hingekriegt. Aber an der Überweisung bin ich diesmal fast gescheitert, weil ich es wie immer machen wollte. Das Serviceterminal wollte wie immer eine Kontonummer und eine Bankleitzahl haben. Beides gab es auf dem Bescheid des Finanzamts aber nicht mehr:

(Foto: Finanzamt München)
Bescheid vom Finanzamt: Bei "Konten der Finanzkasse" ist jetzt nur noch dieses IBAN- und BIC-Zeugs angegeben. Entsprechende Felder gibt es im Überweisungsformular des Bankterminals aber nicht.

Und es gibt auch keinen Hinweis oder eine Möglichkeit "umzuschalten". Dabei ist die Lösung simpel: der Überweisungsvorgang muss abgebrochen werden und dann wählt man (ganz unten!) im Menü "SEPA Überweisung durchführen".

Inzwischen dürfte sich gewiss ausreichend rumgesprochen haben, dass im Fall von IBAN und BIC eine SEPA-Überweisung gemeint ist - drum steht das auch nicht extra auf dem Finanzamtbescheid drauf.

Mit SEPA ist das neue vereinheitlichte Überweisungssystem im Euro-Zahlungsverkehrsraum gemeint, zu dem wir ab 1. Februar 2014 gezwungen werden (das Finanzamt München hat anscheinend schon komplett umgestellt). Und wofür steht die Abkürzung SEPA? Richtig: "Single Euro Payments Area".

Generell ist das mit SEPA nicht schlimm: statt BLZ und Kontonummer gibt es jetzt halt IBAN und BIC (ich erspare mir diese Abkürzungen zu erklären, weil sie bestimmt sowieso schon jeder kennt). Und diese IBAN/BIC vom Finanzamt München ist wie im Bild zu sehen, richtig toll:

IBAN: DE05700000000070001506
BIC: MARKDEF1700

Klasse finde ich, dass das Finanzamt die IBAN im Bescheid "unterbrechungsfrei" abdruckt - dadurch müssen die Augen nicht so einen unbequem langen Weg wie beispielsweise bei dieser Variante zurücklegen:

IBAN: DE 0570 0000 0000 0700 0150 6

Dank der Einführung von SEPA machen Überweisungen jetzt endlich wieder richtig Spaß. Früher musste ich beim Finanzamt aufwändig die Kontonummer 175125 eingeben und die BLZ 70150000 wusste ich sogar auswendig, weil ich halt auch bei der Sparkasse bin.

Das Eintippen der langen SEPA-Ziffern-Zeichenketten begeistert mich, weil mich das an das lustige Eintippen von "Microsoft-Productkeys" erinnert. Und es werden auch nostalgische Gefühle geweckt - vielleicht sagt jemand "HEX-Listings abtippen" noch was. Eigentlich hätten diese SEPA-Experten es noch etwas lustiger machen können. Warum nicht IBAN und BIC einfach zusammenfassen?

Also: DE05700000000070001506MARKDEF1700

Ne, das tippt sich viel zu schnell, das "Nutzererlebnis" ist mir zu gering. Besser wäre eine gestreckte Variante in dieser Richtung:

DE05000000000007000030000070001500000006MARKDE000000300000111111111100000F1700

Halt! Geht gar nicht! Menschen sind es heute gewohnt komplizierte Passwörter mit mindestens Groß-Kleinschreibung im Kopf zu haben und zu tippen. Genial wäre also das hier:

dE05000iiiIIiii000000007000000700015000iiiIIIIII06mARkdE000000300000111111111100000f1700

Eigentlich müssten auch noch Sonderzeichen rein. Aber ich mach mir jetzt erst mal ein Bier auf.

Prost.

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Andreas42 Michael Nickles „Thx Andreas - es wird also noch beschissener als ich ...“
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Hi!

Naja, das ist eine der Sachen, die da auf uns zukommt. "SEPA" ist das Stichwort, das alle Unternehmer, Vereine usw. betrifft, die ab dem 1. Februar 2014 Lastschriften machen wollen.

Für den Verbraucher könnte mit den dann gültigen neuen Fristen und der Vorschriften ein paar Dinge günstiger laufen (es gibt dann im SEPA-Zahlungsraum feste Rückbuchungszeiträume). Zudem läuft eine Abbuchungserlaubnis aus, wenn sie 36 Monate nicht verwendet wurde (die Frist wird mit jeder Abbuchung neu "gestartet").

Soweit ich das jetzt Blicke, sieht das mit den Rücklastfristen dann so aus:

Normalos können innerhalb von 8 Wochen zurückbuchen ("Basislastschrift"). Das gilt wenn eine gültige Erlaubnis zur Lastschrift vorliegt ("SEPA-Mandat", quasi die SEPA-Einzugsermächtigung).

Zudem muss die Lastschrift vorher mit der korrekten Summe angekündigt werden (Vorgabe sind 14 Tage vorher, aber das kann der Händler in seinen AGBs verkürzen).

Liegt keine gültige Erlaubnis vor (z.B. weil die letzte Abbuchung vor mehr als 36 Monaten stattgefunden hat), dann kann der Normalo bis zu 13 Monate lang zurückbuchen.

Das gilt dann im gesamten SEPA-Raum, also Euro-Länder plus GB, Schweiz und einige weitere. das war so bisher nicht möglich.

Unter Geschäftsleuten sieht das anders aus, da gibt es kein Rückbuchen, wenn das mit einer Firmen-Lastschriftverfahren abgewickelt wurde. Selbstständige werden da aufpassen müssen, dass der Händler sie nicht ungewollt im Firmen-Verfahren abwickelt...

Bis dannAndreas

Hier steht was ueber mein altes Hard- und Softwaregedoens.
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