Windows Vista sei sein größter Fehler gewesen - das hat der scheidende Microsoft Chef Steve Ballmer bei einem Gespräch mit Zdnet eingeräumt. Der große Fehler begann eigenlich mit dem Projektnamen "Longhorn". Das sollte die nächste große Nummer nach dem überaus erfolgreichen Windows XP werden.
Ballmer beichtete, dass aus Longhorn nicht nur das schlechte Produkt Vista wurde (konkret "das nicht großartige Produkt Vista"), sondern dass dessen Entwicklung auch viel zu viel Zeit verschlungen habe, es rund sechs Jahre bis zur Auslieferung gebraucht hat.
Eigentlich waren es laut Ballmer fast 8 Jahre, in denen Microsofts beste Entwickler mit Vista ihre Zeit vergeudeten, statt sich um wichtigere Dinge (wie beispielsweise Smartphones) zu kümmern.
Für diesen Fehler übernimmt Ballmer die persönliche Verantwortung. Auch die Xbox-Konsole erklärt Ballmer als eines der Dinge, der er bedauert. Es habe zu lange gedauert, bis mit den Konsolen Profit gemacht wurde. Die erste Xbox kam 2001, die Xbox 360 folgte 2005. Und bis 2010 hat Microsoft an jeder verkauften Konsole Verlust gemacht, schätzt Ballmer. Langfristig wird die Konsole nun aber doch Gewinn erwirtschaften - den hat Ballmer sich halt früher gewünscht.
Im Fall Vista gilt klar festzustellen, dass die XP-Architektur am Limit war, es einen kompletten Neubau brauchte. Das Problem bei Vista war nicht nur, dass es viel zu lange gedauert hat. Um irgendwie doch mal fertig zu werden, kam nicht alles rein, was für "Longhorn" angedacht war.
Den Sprung zum echten Longhorn (und mehr) - nämlich Windows 7 - hat Microsoft schließlich über Vista geschafft. Ich kann mich noch gut entsinnen, wie rasch es sich bei Vista abzeichnete, dass es ein Rohrkrepierer wird.
Was ich Ballmer vorwerfe ist, dass er selbst kurz vor Markteinführung von Windows 7 noch Vista bejodelt hat, Unternehmen den (völlig idiotischen) Umstieg zu Vista empfohlen hat. Ein paar Wochen später erklärte Ballmer dann, dass Windows 7 das bessere Vista sei. Alle, die auf Vista reingefallen waren, hatten viel Geld in ein schlechtes System vergeudet - entschädigt wurden sie von Microsoft nicht dafür! Für den Wechsel zum endlich brauchbaren Windows 7 wurden sie erneut gemolken.
Man kann es einem Unternehmenschef nicht wirklich vorwerfen, wenn er bis zur letzten Sekunde versucht, selbst mit einem miesen Produkt noch Profit machen zu wollen. Ein Unternehmenschef sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass durch das Internet neue Verhaltensspielregeln geschaffen wurden. Es war schlichtweg lächerlich, als Ballmer noch wie wild für Vista getrommelt hat, obwohl das System von der Internet-Gemeinde schon längst begraben war.
Dabei ist das Internet doch so ein prima Barometer, das praktisch in Echtzeit anzeigt, was Produkte und Strategien taugen. Aber das scheint Microsoft nicht zu schnallen. Denn: bei Windows 8 wird der Ignoranzfehler gerade erneut begangen.
Ohnmächtig guckt Microsoft zu, wie Windows 8.1 genauo krepiert wie einst Vista. Und tut das gleiche wie einst: nichts. Es gibt keine brauchbare Kommunikation mit den "Windows-Fans". Microsoft lässt einfach irgendwelche Insider orakeln, wie es irgendwann weitergeht.
Dabei könnte gerade im Fall von Windows 8 aktuell alles so einfach sein. Ein Typ namens Jay Machalani hat gerade seine Lösung, einen genialen Prototyp für Windows 8.2 vorgestellt. Und: er erntet dafür in rasendem Tempo Beifall. So wollen es die Windows 8 Enttäuschten haben. So sieht ein System aus, bei denen auch hartnäckige Windows 8 Hasser durchaus umstiegswillig werden! Ich halte Machalanis Konzept für sehr rasch umsetzbar. Also Microsoft, wie sieht es aus?