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Wann wächst zusammen....

weissnix / 23 Antworten / Flachansicht Nickles

....was, wie Willy Brandt meinte, zusammengehört?


Nach dem posting zur Ostalgie-Welle (und nachdem man mich ignoranten Wessi ob meines Desinteresses an den guten Seiten der DDR fürchterlich niedergemacht hat) möchte ich hier einfach mal meinen Unmut über die Einstellung vieler (nicht aller!) Ostdeutscher zur BRD loswerden.


Als die Mauer fiel, war ganz Deutschland (mit Ausnahme einiger Stasi- und SED-Bonzen) voller Euphorie. Die Ernüchterung folgte bald. Den Wessis wurde allmählich klar, was sie das alles kosten würde, und die Ossis wurden von drittklassigen Wirtschaftsexperten und verlogenen Politikern aus dem Westen dermaßen über den Tisch gezogen, dass viele sich sehr bald fragten, ob es nicht vielleicht doch ein Fehler war, "Deutschland, einig Vaterland" gebrüllt zu haben.


Wenn ich mir das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschen heute so ansehe, dann werde ich das Gefühl nicht los, dass es den meisten Leuten, die damals im Osten auf die Straße gegangen sind, gar nicht um demokratische Freiheiten ging, sondern um Marlboro, Mallorca und Mercedes.


Aus meiner (zugegeben beschränkten) westdeutschen Sicht stellt sich die Situation heute wie folgt dar:


Das deutsche Sozial-, Arbeitslosen- und Rentensystem ist kaputt - nicht zuletzt deshalb, weil knapp 16 Millionen Ostdeutsche davon profitieren, obwohl sie niemals einen Pfennig dafür eingezahlt haben. Freilich hindert das die Ostdeutschen nicht daran, laut über ihre neue Armut zu jammern. Dabei besteht diese neue Armut aber in Wirklichkeit nur darin, dass sie sich jetzt nicht alles das kaufen können, was es früher für sie überhaupt nicht gab (Marlboro, Mercedes und Mallorca zum Beispiel). Früher hatten sie Geld, für das sie nichts kaufen konnten, und heute könnten sie alles kaufen, wenn sie nur das nötige Kleingeld hätten. Ja, ja, ich weiss, eine Kettwurst war billiger als eine Currywurst, aber ob ich auf einen Trabbi zehn Jahre warten oder zehn Jahre auf einen Golf sparen muss - wo ist da der Unterschied ?


Die Löhne im Osten sind, selbst bei den Beamten, 10 % niedriger als im Westen. Ja und? Liebe Ossis, falls Ihr nicht gerade meint, in Berlin-Mitte wohnen zu müssen: hat Euch schon mal jemand gesagt, dass man z.B. in Köln-Nippes für eine 80-qm-Altbauwohnung locker 800.- Euro auf den Tisch legen muss ?  (kalt, versteht sich!) Und wisst Ihr eigentlich nicht, dass jeder Westdeutsche ohne zu klagen seit 13 Jahren Monat für Monat seinen Solidaritätsbeitrag Ost abdrückt - mit dem Ergebnis, dass bei Euch inzwischen jede Dorfstraße frisch asphaltiert ist, während man in Duisburg von Schlagloch zu Schlagloch holpert und öfter neue Stoßdämpfer kaufen als tanken muss?


Kurz nach der Wende habe ich mich, angesteckt von der allgemeinen Euphorie, als Gastdozent für Staats- und Verfassungsrecht an die Fachhochschule der Polizei nach Brandenburg verdingt (übliches Honorar plus 3000.- DM steuerfreier "Buschzulage", wer kann da schon "nein" sagen!) Was mir in Potsdam besonders auffiel, waren die vielen ungeputzten, seit Jahrzehnten nicht mehr gestrichenen Fensterrahmen. Auf meine entsprechende Frage antwortete mein (Unter)vermieter: "Wieso'n icke? Det is doch nicht mein Haus!" Die Wessis verstehen, was ich damit sagen will, die Ostdeutschen wahrscheinlich nicht. (kleiner Hinweis: Fenster kann man auch putzen oder streichen, wenn sie einem nicht gehören.)


In den Lehrveranstaltungen sah ich sie dann, die ehemaligen VoPo's zwischen 20 und 40. Sie saugten meine Ausführungen zu Art. 5 GG (Meinungsfreiheit) und Art. 9 (Versammlungrecht) so absolut kritiklos auf, dass ich ziemlich sicher bin: wenn ich denen erzählt hätte, wie man politisch Andersdenkende unauffällig beseitigt, das hätten die genau so eifrig mitgeschrieben. Und in einer Pause offenbarte mir ein besonders fleißiger "Neudemokrat", dass er ja eigentlich Pech gehabt hätte, weil die Wende kurz vor seiner Beförderung zum Major stattfand und er deshalb "trotz seiner nachgewiesenen Qualifikation" als "Schütze Arsch" wieder anfangen musste. Irgendwie lag es mir auf der Zunge, ihn zu fragen: "Wieviel Flüchtlinge musste man denn so im Durchschnitt umlegen, um Major zu werden?", aber ich habe mir das verkniffen und bin wenig später reumütig in den Westen heimgekehrt. Jeder lethargische, bekiffte West-Student ist mir lieber als diese "im Grunde waren wir ja immer schon dagegen"- verlogenen Osssi-Polizisten!


Und noch eine Sache hat mich mächtig gestört. An fast allen Baudenkmälern in Brandenburg waren riesige Schilder zu sehen: "Hier baut das Land Brandenburg", und gaaaanz klein darunter: "mit 80 % Bundesmitteln". Auf den Baustellen werkelten Arbeiter aus aller Herren Länder munter vor sich hin. Ostdeutsche waren eher selten  - entweder konnten sie nicht, oder sie wollten sich nicht die Hände schmutzig machen.


Der langen Rede kurzer Sinn: die Mauer steht noch. Früher hinderte sie die Ostdeutschen, nach Westen zu gehen. Heute hindert sie die Westdeutschen, nach Osten zu gehen (weil sie dort unerwünscht sind und weil sie sich über die ständige Nörgelei der Ossis sowieso nur ärgern würden). Bevor ich auf Rügen (oder sonstwo jenseits der Elbe) auch nur einen Euro ausgebe, schenke ich ihn lieber irgendeinem rosenverkaufenden Asylbewerber. Der ist wenigstens dankbar.


Und noch eines: ich liebe dieses Land, in dem es mir zeitlebens besser ergangen ist, als das in der Heimat meiner Väter jemals möglich gewesen wäre. Wem es hier nicht gefällt, soll gehen (vielleicht nach Kongo, Afghanistan oder Nigeria? Wenn Ihr mit der AK 47 umgehen könnt (und das können alle Ossis über 30!), habt Ihr dort ungeahnte Möglichkeiten. 


So, und nun prügelt auf mich ein. (Wenn's geht, ohne: halt die Fresse, Du dumme Sau usw.; darauf weiss ich keine Antwort, ich bin ja nur "eingedeutscht" und mit den landesüblichen Fäkalinjurien nicht sonderlich vertraut.)


P.S.: Nächste Woche ist die vorlesungsfreie Zeit leider vorbei, dann habt Ihr wieder Ruhe vor mir (wenigstens zeitweise)


 

.........und tschüssss!!!!!!!!!!!!
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Desolisation weissnix „ Was willst du eigentlich, Ossis gegen Wessis aufhetzen oder was? Nein, ich...“
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Hi,

"Nein, ich wollte nur mal sagen, wie ich als Westdeutschland-Bewohner die Ostdeutschen sehe. Natürlich ist mir klar, das das meine eigene subjektive Meinung ist. Ich bin nicht das Volk."

Ganz genau, aber so wie du das formuliert hast hat sich das ganz anders angehört. Deine Formulierungen ließen wenig bis keinen Platz für Fakten, es hörte und hört sich auch in diesem Post an wie Kneipengelaber- und ich war auch nicht besser.

"Also habe ich recht, es ging Euch wirklich nur um Marlboro, Mercedes und Mallorca? "

Du hast nicht Recht, es ging ihnen (ich kann unmöglich für 18 Millionen Leute sprechen) darum nicht mehr bevormundet zu werden, nach 40 Jahren waren die Leute das satt und außerdem gab es nicht wenige, die sich für etwas besseres hielten und das Recht wollten, etwas ganz Besonderes aus sich zu machen ohne der SED beizutreten.
Selbstsüchtige Queerulanten eben, die meinten sie wussten alles besser. Überhaupt spielt das Ego eine ganz zentrale Rolle dabei, denn man musst sich von irgendwelchen Schnöseln erzahlen lassen, was richtig und was falsch ist, obwohl man genau wusste was richtig und falsch ist (eben etwas ganz anderes). Man konnte das akzeptieren und prima leben oder man hatte es nicht akzeptiert und hatte Probleme. Ja das hat gesuckt und es war irgendwo "begrenzend", soviel zu den schlechten Seiten.

">Nebenbei waren es doch die Westdeutschen, die uns so herzlich empfangen hatten und nach 5 Monaten hatten sie keine Lust mehr Gastgeber der Rückkehrenden zu spielen.
Genau, irgendwann haben die nämlich gemerkt, dass sie Eure Freiheit mit ihrem Geld bezahlen durften."

Das ist wieder das Ego,"bloß ich nicht, nein nicht ich, wieso ich?" Ich hoffe dir ist klar, dass die Wirtschaft in den Jahren der Wende geboomt hat und zwar weil die Osttdeutschen gekauft haben, was nicht angekettet war, damit haben sich sehr viele eine goldene Nase verdient und für ihr Leben ausgedient.
Den Solidaritätszuschlag müssen alle zahlen, ob ost oder west und es ist ein wirklich minimaler Betrag.

">Vielleicht haben wir im Osten eingezahlt?
Wo denn, bitteschön? Mir ist nicht bekannt, dass die ostdeutschen Rentner für 40 Jahre Versicherungsbeiträge zur Rentenversicherung nachzahlen mussten. "

Die Ostdeutschen haben genauso wie die Westdeutschen in die Rentenkasse eingezahlt und da der Staat übernommen wurden und auch sämtliche Kassen, Versicherungen etc. braucht sich kein Ossi jemals schuldig fühlen, dass ein Westdeutscher seine Rente bezahlt und er selbst nichts dafür getan hatte.

"Hier im Ruhrgebiet meckert kaum jemand - zumindest nicht die Leute, die ich kenne, Arbeitslose inklusive. Die Ossis dafür (z.B. auf OT) um so lauter."

Und was glaubst du ist der Grund dafür? Im Osten gibt es 20% Arbeitslosigkeit und im Westen 5 %, ich denke da ist es einem erlaubt zu meckern.

"nein, es sind die armen Ossis, die den habgierigen bösen Wessis die Schuld an allem geben und sie ausgrenzen (eigene Erfahrung)!"

Yepp

"Das ist Dialektik pur, Du hast Deine Lektion gut gelernt: wenn die Straßen im Osten heute besser sind als die im Westen - kein Wunder, das machen die West-Bürgermeister, die neuerdings im Osten das Sagen haben. Und Ahnung haben die natürlich auch nicht. (Wieso habt Ihr die dann eigentlich gewählt, die sind Euch doch nicht von der SED aufgezwungen worden, oder?)"

mach mal halblang, ich war sowohl im Westen, als auch im Osten und die Straßen sind im großen und ganzen immernoch im Osten schlechter. Die Westbürgermeister wurden gewählt, weil kein Ossi zu wählen war und nein AHnung haben die meisten wirklich nicht, denn sie ein ganzes Jahr in dem Ort und kennen nicht einmal den Namen des Nests. Des weiteren geht es ihnen nur darum so viel Geld aus der Sache zu machen wie möglich, es werden Hotels gebaut, die schöne, alte Dorfstraße wird asphaltiert, so dass die Westdeutschen Touristen nun auch mit ihrem dicken Daimler da lang kommen und mit 60 durchrauschen können.

"Die Ost-Mark war das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurde. Und statt 1 zu 2 umzutauschen, hättet Ihr bei Null anfangen müssen, dann wäre dieser Staat heute vielleicht nicht pleite. (im Westen gab es 1949 40.- DM pro Kopf, nicht einen Pfennig mehr, und Sparguthaben wurden in beschränktem Umfang 1 : 10 verrechnet!) "

Die Ost Mark hatte eine größere Kaufkraft, als die Westmarkt, vor allem was Lebensmittel betraf. Das lag unter anderem an unserer nicht vorhandenen Arbeitslosigkeit (Es musste kein Arbeitslosengeld gezahlt werden). Dass Deutschland nun Pleite ist, hat rein gar nichts mit dem Osten zu tun, sondern mit der Marktwirtschaft, die ist nämlich die letzte Scheiße.

Heute wird alles auf Konsum und Profit gebaut, selbst für viel Geld bekommt man manchmal den letzten Dreck. Dinge in der DDR wurden repariert, alles wurde repariert. Heute wird ein Fernseher nicht mehr repariert, sondern weggeschmissen, weil ein neuer billiger ist, was für ein Schwachsinn.

"Ja, als ich noch zur Miete wohnte, habe ich meine Fenster selbst gestrichen und geputzt. "

Okay, da hatte ich etwas falsch verstanden, ich ging von den Fenstern des Treppenhauses aus und nicht von den eigenen. Das ist auch mir schleierhaft, wie man seine Fenster nicht putzen oder streichen kann, auch wenn sie einem nicht gehören, man aber jeden Tag damit konfrontiert wird. Es ist sogar die Pflicht eines jeden Mieters die Wohnung instand zu halten. Aber wieder, aus deinem Beispiel kann und sollte man keine Regel ableiten.

">Was hat denn ein Volkspolizist mit dem Umlegen von Flüchtlingen zu tun? Ich sag nur Vorurteile!
Wenn es nicht die Volkspolizei war, irgendwer muss die Leute an der Grenze doch erschossen haben! Oder war das mit den tausend Mauertoten reine Westpropaganda?"

Grenzsoldaten und ja 1000 Maueropfer ist Westpropaganda. Keiner und schon gar nicht ich will bestreiten, dass es Tote gab, aber das waren nicht mal 100. Natürlich ist es scheußlich, dass man abgeknallt wurde, aber man wusste es doch. Du steigst auch nicht im Iran mit nem Kreuz um den Hals und Jesuslatschen an aus dem Flugzeug und erwartest, dass das alle gut finden. Wie gesagt, das waren Leute, die man nicht eines besseren belehren konnte, es waren Leute die unzufrieden waren und dachten im Westen wär alles besser. ALs über Ungarn 1989 die große Auswanderungswelle begann, waren auch einige meiner Verwandten dabei und sie wurden nicht so fröhlich empfangen drüben, zuerst waren sie natürlich von dem Warenangebot und dem "Reichtum" beeindruckt, aber die Ernüchterung kam bald: Wenn man kein Geld hat, ist man der letzte Dreck!

"Wenn hier jemand einen auf Opferlamm macht, dann doch wohl die Ossis. Ich jedenfalls fühle mich, um es noch mal zu sagen, wohl in diesem Land. "

Ich auch und das obwohl ich auch dieses Jahr keine Lehrstelle bekommen habe und trotzdem es Leute gibt im Westen, die alles haben und trotzdem jammern.

">Und ja, ich mich schon indirekt entschuldigt für meine wirklich ungehobelte Art, wurde allerdings schon gelöscht.
Schon vergessen, ich weiß, dass das nicht Dein üblicher Stil war. Irgendwo verstehen wir uns ja, wir sind nur unterschiedlicher Meinung (und irgendwann wirst auch Du lernen, andere Meinungen hinzunehmen)"

Yes, aber es geht nicht um Meinungen (Hier geht es um 18 Millionen Menschen), hier geht es um Fakten und die konntest du nicht liefern. Trotzdem nehme ich nochmals meine übereilten Beschuldigungen und Beleidigungen zurück, ich habe wirklich arg überreagiert.

Zum Schluss noch etwas Allgemeines zu den Vorteilen der DDR:

Planwirtschaft war einfach besser, denn es wurde nicht zu viel produziert, nur soviel wie nötig war, es wurde nichts weggeschmissen und nichts ist vergammelt, darum schäzten die Leute die Dinge auch höher.
Dann noch eine Anmerkung zum Klischee, dass alles zerfallen, grau und triest war. Das stimmt nur zum Teil, denn es wurde wirklich alles genutzt in der DDR, frei stehende Häuser gab es nicht, frei stehende Scheunen gab es auch nicht. Es stimmt, dass alles nicht sehr ästhetisch aussah, aber das hatte uns nicht gestört, denn wir kannten es nun mal nicht anders.

Dann noch etwas zum Ausreiseverbot nach Westen: Das dies stimmt ist klar, aber war das so schlimm? Nein, war es nicht und zwar aus folgenden Gründen: Die DDR sollte Zentrum des Geschehens sein, die Ostseeküste zum Beispiel, dort gab es sehr viel Kultur und brauchte einfach nicht nach Spanien zu reisen, jeder war an der Ostsee, dort war das Leben. Es wurde wirklich viel getan und die Leute mochten es, bis auf ein paar Ausnahmen. Man konnte fast überall nach Osten, Bulgarien, Ungarn, Russland, Tschechien, Polen etc.....

Ja, das wars eigentlich schon

Gruß Desolisation








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Ach so ! weissnix
Id est! weissnix
Es wächst zusammen,.... Camino