Ich habe eben in der heute- Sendung den Bericht über diese Feierlichkeiten in Frankreich gesehen. Der ergreifende Film "Der längste Tag" ist mir noch trefflich in Erinnerung.
Und da kommen mir wieder so meine Gedanken: Hitler wird schuldig gesprochen. Mit Recht - er ist und bleibt der größte Verbrecher neben Stalin auf dieser Erde.
Doch: Konnte er dies eigentlich allein alles tun? War er nicht das -willige- Werkzeug der Industriebosse, die damals und heute nicht genug bekommen können? Koste es, was es wolle!?
Eine Ahnung erwacht in mir - bei weitem nicht in Qualität und Quantität dazu zu sehen: Mannesmann fordert Milliarden an Steuergeldern ein.
Für eine Pleite.
dafür, das sie für eben diese Pleite den dafür verantwortlichen Bossen Millionen zahlte als Abfindung. Die das "Angemessen" fanden.
Wehret den Anfängen!
Und seien sie noch so klein.
Jürgen Kirsten
Off Topic 20.387 Themen, 226.330 Beiträge
Ich habe sehr großen Respekt vor Deiner Generation. Ab einem bestimmten Zeitpunkt habt ihr maßgeblich dazu beigetragen, dieses Land wieder groß zu machen, auf friedlicher Basis, ohne nationalistische Ambitionen und wirtschaftlich über alle Erwartungen hinaus erfolgreich.
Gleichzeitig fiel eure Erziehung in den Zeitraum der totalen Verdrängung, wie Du ja schon selbst ausgeführt hast. Niemand war je Nazi gewesen, hat auch nie jemanden gekannt der es war und überhaupt war Hitler kein Thema mehr. Im Widerstand war ohnehin jeder.
Im Gegensatz zu wesentlich jüngeren Generationen hattet ihr hingegen die möglichen Täter direkt vor der Nase. Richter, Lehrer, Beamte, Offiziere beim Bund, eure Großeltern und vorallem eure Eltern. Fragen wurden da wohl seltener gestellt und wenn, dann erhielt man keine Antworten.
Wie dem auch sei: Ihr seid eine Generation, die trotz schwerer Kindheit, ihre besten Jahre im Zeitalter der Vollbeschäftigung und des Wohlstandes verbringen durfte.
Was hat all dies nun mit Hitler und dem D- Day zu tun, wirst Du wohl fragen ? Mehr als Du denkst. Kaum eine Generation beharrt so sehr darauf, nicht schuldig zu sein, keine Generation fühlt sich so sehr durch Bemerkungen aus dem Ausland so sehr angegriffen wie die Deine .
Warum eigentlich ? Im gleichen Atemzug redet ihr euch stets den Mund fusselig, all das sei Geschichte ( und vorallem IHR habt damit nichts zu tun ). Wenn das alles Geschichte ist, warum fühlt ihr euch immer gleich so PERSÖNLICH angegriffen ? Das ist ganz erstaunlich. Du hast nicht in der Wehrmacht gekämpft. Du hast den zweiten Weltkrieg nicht einmal miterlebt. Nun, das habe ich auch nicht. Dennoch hast Du eine viel stärkere Bindung an diese Zeit als ich. Weil es dein Vater und deine Mutter waren, die damals in irgendeiner Form involviert waren ( ob als Gegner, Befürworter, Mitläufer oder Opfer ist dabei völlig egal ! ) und nicht dein Großvater und deine Großmutter wie dies bei mir der Fall ist. Der persönliche Abstand ist größer. Analog dazu wächst die Bereitschaft etwas als Geschichte zu betrachten.
Eure Generation kann das nicht, hat es auch nie gelernt. Wie auch, eure Kindheit war geprägt durch Armut, zerstörte Städte , oft auch durch Hunger, in eurer Jugend wurden Fragen nicht beantwortet.
Und so kommt es, dass für euch, nach all dieser Zeit, dieses Kapitel noch immer nicht "geschichte " ist, obwohl gerade Ihr nie müde werdet dies stetig zu betonen. Ihr seid dermaßen überempfindlich, dass einem schon Angst und bange wird.
Unser Volk hat vor 70 Jahren damit begonnen, Schreckliches zu tun. Es wurde unterjocht von einer Diktatur, die noch immer beispiellos ist. Esw wurde nicht grundsätzlich zu Tätern, sondern zu Tätern gemacht. Was keineswegs heißen soll, dass sie Opfer waren. Keineswegs. Letztlich sagen die historischen Fakten etwas anderes.
Es gibt noch eine weitere Generation wie die Deine. Das ist die Generation der wirklichen Opfer. Diese auf zu zählen erscheint mir unnötig. Auch für diese ist es nicht Geschichte, was damals geschah. Man sollte ihnen verzeihen. Opfer vergessen nicht so schnell wie Täter. Das war schon immer so. Oft genug hat dies zu neuen Gewalteruptionen geführt. Wenn Deine Mutter von Fremden vergewaltigt und dann lebendig zerhackt worden wäre, glaubst Du im Ernst, Du würdest empört aufstehen, wenn jemand die erwachsenen Kinder dieser Täter ungerechtfertigt ermahnen würde und in die Welt herausschreien: " Das ist doch alles Geschichte, hört auf diesen Leuten zu unterstellen, sie hätten wohl ähnliche Veranlagungen wie ihre Eltern ! " Bestimmt nicht.
Eurer Generation kommen die Feierlichkeiten zum D- Day ja noch viel zu oft wie ein Affront vor, den man zähnenirschend hinnehmen muß, weil man halt verloren hat. Dabei wart ihr es nicht, die gekämpft haben. Ihr wart es nicht, die das wirkliche Grauen sehen mußten. Ihr habt nicht einen einzigen Mann töten müssen. Ihr habt als Kind ja nichtmal erleben müssen, was ein Bombenangriff bedeutet.
Dafür seid Ihr erstaunlich schnell mit Formulierungen wie; "was weißt Du denn schon Jungchen " Ein bemerkenswertes Eigentor der Wohlstandgeneration, die sich nicht darum Sorgen machen muß, ob sie jemals überhaupt so ewtas wie Rente bekommt.
Da könnte ich Kontra geben und sagen: Was wisst Ihr denn schon.
Ihr wisst ja nichtmal, obwohl ihr ein langes Leben dazu Zeit hattet es zu begreifen, dass eine Generation auf den Erfolgen ihrer Vorgänger ebenso beruht wie auf ihren Fehlern. Wie kann man sich einerseits auf die Tradition von Bismark berufen und sich damit als "deutsch" im heutigen Sinne empfinden, sich auf die Tradition von Goethe, Schiller, oder Kant berufen und gleichzeitig empört von sich geben, man hätte mit Hitler nichts zu tun, da hätte man noch nicht einmal gelebt ? Eure Generation ( aber auch viele viele nach euch ) hat im Bezug auf dieses Thema ein offenbar shizophrenes Geschichtsbewusstsein. Fast schon einen Schuldkomplex. Oft ähnelt ihr jenen, die Du indirekt angeprangert hast. Lehrern, die euch nicht erklärt haben, warum es euch schlecht geht. Warum ihr hungert müßt. Warum Ihr zwischen Trümmern aufwachsen müsst.
Dieses " Warum" spielt in deinen Gedankengängen offenbar seit langer Zeit keinerlei Rolle mehr. Das ist sehr traurig. Eure Generation hat soviel geleistet. Ich bin der festen Überzeugung, dass auch ihr über euren Schatten springen könntet. Auch wenn es für euch weit schwieriger sein muß, als für andere. Und ob Du es wahrhaben willst oder nicht: dieser Schatten heißt Hitlerdeutschland.
Ich will mal mit den Worten eines der größten Deutschen meine Ausführungen beschließen und nocheinmal darauf verweisen, dass ich Dich und deine Auffassungen achte und respektiere:
" Erfahrung ist verstandene Wahrnehmung" ( Kant )
Wahrgenommen hast Du in deinem Leben wohl. Aber verstanden, was das Thema dieses Threads betrifft, hast Du wohl bedauerlicherweise viel zu wenig, um objektiv analysieren zu können , was der D-Day für Europa und die Welt bedeutet hat.
Gruß