Für kleine Bands ohne dickes Bankonto wirds immer schwerer. Wo früher ein billiges Tape und ein Foto genügte, muß man inzwischen bereits eine möglichst radiotaugliche Aufnahme und eine gute Homepage vorweisen können, um überhaupt ernstgenommen zu werden.
Da Geld für Bands ohne Vertrag irgendetwas raschelndes ist, was man schon lange nicht mehr gesehen hat, wird man als Musiker zwangsweise zum Programmierer. :-)
Hier der link:
www.draft-music.de
Schaut euch doch mal bitte die Homepage an und sagt wie sie euch gefällt, bzw. nicht gefällt. Kann man das erstmal so lassen ?
Danke für alle Meinungen
Gruß
Eigene Homepage vorstellen 2.056 Themen, 12.085 Beiträge
Ah ja, interessant. Die Kritik an dieser Musikform geht natürlich prinzipiell in Ordnung. Das war ja auch gar nicht das Reizthema.
"Der Vergleich mit Portishead passt jedenfalls z.Z. NICHT. "
Allerdings nicht. :-) Das ist ein recht unglücklicher Pressetext, der zu Missverständissen geradezu einlädt. Bezuggenommen wurde hier auf den musikalischen Background der Bandmitglieder. Nicht auf den Stil der Band. Aber wie gesagt: das kommt einfach recht unglücklich rüber und wird geändert werden.
"Mich stört, wenn die Bands beim Brüllen gar nicht mehr runterkommen, ein Stück ist zu Ende und das nächste geht genau so weiter. Klar, ganz so weit ist die Band, der Du geholfen hast (dRaft) noch nicht und sie könnten jederzeit den Bogen kriegen"
Tja, das waren in der Tat die ersten Songs dieser Band. Geschrieben vor nicht ganz einem Jahr. Was das Brüllen angeht, hält sich dieses bei dRaft allerdings sogar noch relativ in Grenzen- Du hast es eigentlich mit einem "ruhigeren" Vertreter des Genres zu tun. Zumal ein Stück der vier Songs sogar eine eher klassische Ballade ist. Aber du hast schon recht: das muß man mögen. Freunden dieser Musik gehen dRaft aber erfahrungsgemäß eher nicht weit genug. Alternative- Fans hingegen ist die Musik eher schon wieder zu hart, aber das nur nebenbei.
"Wenn man mal von gebrüllten eindeutigen Texten echter Nazibands absieht, ist Musik natürlich nicht faschistisch oder sonstwas, der Ton transportiert kein komplexes politisches System, sondern die Töne transportieren Emotionen."
Da sind wir uns jetzt endlich einig. Genau dieser Punkt war weiter oben im Thread eben missverständlich. Das ist ja dann aus der Welt.
"In dem Fall ist natürlich Sadismus gemeint und wenn man Sadismus etwas weiter fast, dann ist es die Haltung zu dominieren, den anderen zu vernichten."
Da wäre ich vorsichtig - vorallem mit dem Wort "natürlich". Diese Musik transportiert emotional zunächst einmal Wut. Sie ist in der Lage eine ganze Facette von ( zugegebenerweise archaischen) Emotionen zu transportieren und zu spiegeln. Sadismus ist eher selten "gemeint", ganz im Gegenteil. Individuelle Verzweiflung, Verlorenheit, ziellose Gefühle, emotionale, Misstände anprangernde Anklage - all diese Dinge lassen sich mit diesen Klängen besser und damit meine ich emotional direkter, ausdrücken als in vielen anderen Genres.
Auf Dich wirkt es sadistisch- und das will und kann ich dir gar nicht ausreden. Es wirkt auf dich subjektiv so und damit gibt es nichts weiter zu diskutieren.
Aber ich kann dich beruhigen - weder den Musikern, noch den Fans dieser Musik geht es um Sadismus. Niemand der diese Musik hört, ist in Gefahr in irgendeiner Weise, die Dir wahrscheinlich vorschwebt. Du mißverstehst den Grund für die extrovertierte Brutalität dieses spezifischen musikalischen Ausdrucks.
Ist Dir schon einmal massives Unrecht in deinem Leben geschehen? Hat Dir schonmal jemand die Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen überbracht oder hast Du ihn vielleicht sogar selbst sterben gesehen ? Welche Stimme hast Du da in deinem Kopf in diesem Moment gehört ? Klang sie nach den Beatles oder vielleicht doch eher nach dem Gebrüll dieser Bands, das Du sadistisch nennst ?
Nein, hier geht es nicht um die Vernichtung anderer, keine Angst. Würdest Du dich eingehend mit dieser Musik befassen, wäre Dir das sehr schnell klar. Dazu dürftest du sicher nicht die geringste Lust verspüren, da dir diese Form der musikalischen Sprache wahrlich nicht zusagt, sie dich wohl auch eher abstößt. Ich will dich ganz sicher nicht bekehren - aber darauf aufmerksam machen, dass diese Musik auf diejenigen, die sie konsumieren, NICHT so wirkt wie auf Dich. Du kannst da ganz beruhigt sein.
"So wird niemand rumtönen, der in der Defensive ist oder verliebt oder nachdenkt oder warten muss oder die Zukunft ausformuliert."
Tatsächlich doch. Würdest du dich mit den Texten die in diesem Genre vorherrschen auseinander setzen ( wozu du ja bereits aufgrund des Klangkörpers keine Lust verspürst), würdest Du feststellen, dass sehr viele dieser "Brüllaffen" ( das hab ich jetzt gesagt :-) ) eben genau das tun. In Sachen Liebe weniger gut, dafür in Sachen Nachdenklichekeit und Defensive( a perfect circle, tool, korn, creed, NIN, ) umso nachhaltiger und oftmals äußerst poetisch. Deine These, das würde keiner machen, ist schlicht realitätsfremd. Sie tun es. Und ihre Anhänger schätzen sie genau deswegen. Die Tatsache, das du das nicht verstehen kannst, ändert für Millonen andere, die es können, gar nichts.
"Wenn nun nichts anderes mehr vorkommt (!), dann hat, auf der symbolischen wie emotionalen Ebene, das Dominanzverhalten alles andere plattgemacht. Das ist die Botschaft."
Tja, was soll man sagen - dRaft haben in jedem ihrer Songs ruhige Passagen, in einem ihrer härtesten Songs wechselt Aggression plötzlich in eine lange Jazzpassage - was würdest Du dann erst sagen, wenn du zum Beisspiel einmal Ministry hören solltest - ich mags mir gar nicht vorstellen.
Aber natürlich hast Du da auch recht. Bestimmte Emotionen lassen sich nicht mit dieser Form der Musik transportieren. Versucht es ein Künstler doch, wird dieses tatsächlich vom Sound "plattgemacht". Pure, ungezügelte und unbedingte Freude ist zum Beispiel eine solche Emotion.
Was deinen Zusatz " das ist die Botschaft" angeht - da liegst du falsch. Du sprichts nur nicht die geeignete musikalische Sprache, um die eigentliche Botschaft zu verstehen. Da Du dir dessen aber offenbar nicht bewußt bist, ziehst du falsche Schlüsse.
"Mir ist natürlich klar, dass eine Manipulation in Richtung neofaschistischer Ästhetik schwer belegbar ist, solange es alle Zwischenstufen mit etwas Melodik gibt, gerade das erlaubt ja sognannte Mimikri."
Die Richtung, die hier deine Gedanken nehmen finde ich sehr interessant und zeugen von Reflexion. Ich denke da stoßen wir jetzt einfach aufgrund unterschiedlicher Auffassungen aufeinander. Ich persönlich glaube, dass die Mimikry- These ( also gewollte und geplante, sich aber als harmlos tarnende Propaganda ganz gleich in welchem Umfeld ) in bezug auf den Rechtsradikalismus irreführend und ursprünglich ein Irrtum der extremen Linken ist, der selbst propagandistische Züge trägt.
Ich sag Dir auch warum, mit dem Hinweis, dass ich dabei keinen Anspruch auf die Richtigkeit dieser These erhebe:
1. Dahinter verbirgt sich im Grunde das Bild vom unsichtbaren und raffinierten Feind im Hintergrund.
2. Daraus resultiert die Notwendigkeit ihn bekämpfen zu müssen indem man ihn demaskiert.
3. Hier gelangen wir in den Bereich der Verschwörungstheorie, die wiederum die als nur scheinbar titulierte Realität als falsch einstuft und in der Freund / Feind Kriterien Anwendung finden.
4. Daraus resultiert dann eine gewisse Blindheit gegenüber Fakten, welche der Theorie zuwider laufen, was uns
5. Zu Ideologie führt. Spätestens an diesem Punkt werden alle liberalen Vorstellungen unbewußt ausgeklammert. Vermischt sich die Ideologie nun
6. mit der Politik erreichen wir das Stadium der Hexenjagd, oder besser Gespensterjagd.
Genau dafür halte ich die Mimikry- These in bezug auf die extreme Rechte. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Denn eines der wesentlichsten Merkmale neofaschistischer, rechtsradikaler Kreise, das sie mit ihrem Vorbildern gemeinsam haben, ist ja eben die Tatsache , dass sie sich NICHT verstecken.
Sie brüllen ihre Überzeugungen stolz heraus. Sie tarnen sich nicht einmal (ersteinmal dort angekommen) in den Parlamenten. Sie schreien dann nur noch lauter. Es braucht gar keinen Feind im Hintergrund - er steht genau vor einem. Aber man ist viel zu beschäftigt den schwarzen Mann im Hintergrund zu jagen , als dass man sich mit ihm beschäftigen könnte.
Das ist Teil der Strategie der extremen Rechten, die überraschender Weise immer wieder funktioniert. Die aufmerksame Linke vergrault durch ihren unbegründeten Hang zum Generalverdacht in Sachen Faschismus, alle Liberalen, ja sogar linksorienierte Jugendkultur ( wie in diesem Thread geschehen ), während die Neonazis plötzlich als extreme Vertreter politischer Kultur dastehen, ihre Demos aber ordentlich und legal durchführen und für den Bildleser ja eigentlich "oft nur die Wahrheit sagen." Auf die Warnungen der Linken hört dann schon keiner mehr- nachdem sie liberale Bürger leichtsinnig und anhaltend als Faschisten bezeichnet haben.
Aber wie gesagt: Das ist nur meine Meinung.
"Meine inhaltliche Kritik an der Internetseite, war eine Kritik an der Musik, war insofern ja letztlich die Frage, ob man solchen schon recht düster bis krass-tönenden Bands bei ihrer Homepage helfen soll? "
Nach diesem Satz steht es dir eigentlich nicht mehr zu, dich über Xaffords Wortwahl "Polizei" zu echauffieren.
Du witterst eine Gefahr und versuchst, wie du jetzt gerade selbst gesagt hast, andere davon zu überzeugen, eine technische Hilfeanfrage aus politischen Erwägungen nicht zu beantworten, bzw. das wenigstens in den Raum zustellen.
Dabei waren dir völlig egal:
1. Die Lyrics der Band
2. Ob sie überhaupt rechtsradikale Inhalte transportieren. denn
3. dass könnte ja alles Mimikry sein.
4. die Fakten, was das politische Umfeld dieses Genres betrifft.
Maßgeblich war dabei war nur dein subjektiver Eindruck von einer Musik, die dir offensichtlich fremd ist. Ohne sich mit dem vermeintlichen Feindbild auseinander gesetzt zu haben, hast Du es bereits für gerechtfertigt gehalten, Hilfe bei so einem belanglosen Bereich quasi boykottieren zu wollen.
Weißt Du was das ist ? Der Versuch PRÄVENTIVER Zensur. Das ist keine Feuerwehr ( Boykott klarer NS- Bands ) keine Polizei ( Verbot dieser Fascho - Bands ) , dahinter steht der Gedanke Kultur nach den eigenen politischen Kriterien zu zulassen oder nicht, egal ob eine Mehrheit das gerechtfertigt anders sieht oder nicht.
PASS AUF DICH AUF. Du bist der Gedankenwelt derer, die du eigentlich bekämpfst, näher als du glaubst.
Gruß