ich bin 1 € Jobber
Ich wills ja eigentlich nicht pauschalisieren, aber ich habe mehrere Jahre in einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet, der grössten von Deutschland. Ich habe dort gekündigt und bin freiwillig wieder als Personalsachbearbeiter in eine Großfirma gegangen, auch wenn ich dort weniger Kompetenzen habe, als ich sie als Niederlassungsleiter hatte.
Der Grund war einfach, dass ich keine Lust mehr hatte, mich mit einem Volk herumzuschlagen, das mir tagtäglich erzählt, dass 7,50 Euro die Stunde für eine ungelernte Kraft viel zu wenig sei, da das Amt schliesslich genausoviel Arbeitlsosenhilfe zahle, und wenn man in Hartz 4 reinkäme, hole man sich schon irgendwo seine Stempel, dass man sich "erfolglos" beworben hätte. Und die Leute kamen zu ihrem Stempel, irgend einer gab ihnen den schon.
Dazu fiel mir nichts mehr ein. Du musst schon entschuldigen, aber wenn du täglich mit Menschen zu tun hast, die Arbeit suchen - zumindest dies vorgeben - aber zu utopischen Vorstellungen - und dann schlussendlich am liebesten per Fax Gerät nach hause (denn diese Klientel hatte meist ein Fax Gerät => ich habe bis heute keines, soviel dazu) eine Bestätigung haben wolle, er sei ungeeignet aufgrund diesem und jenem Grunde....nur um diesen Schein widerum beim Amt einreichen zu können und für weitere 3 Monate Arbeitslosengeld zu beziehen.
Und um es nicht einseitig erscheinen zu lassen. Regelmässig im Juli kehrten massenhaft Studenten ein, die (ungelernt) eine möglichst lockere Tätigkeit suchten, für circa 10 Euro auf Studentenbasis die Stunde. Dass diese Leute unter Wahn litten, musste ich ihnen meist klarmachen. Sie fühlten sich gekränkt, versuchten das gleiche Spiel mit Manpower oder Adecco oder sonst wem.
Dass Zeitarbeit eine gewisse Klientel mit sich bringt, weiss ich durchaus. Doch genau diese Klientel, die es mit sich bringt, sind oft akut von Arbeitsmangel betroffen und müssten - so die Theorie - alles annehmen, was in die Finger kommt. Dass sie das nicht tun müssen, weil in jedem Falle nämlich in keinem Falle die Existenz gefährdet ist, ist vielen klar.
Jedoch hat fast jede Zeitarbeitsfirma auch Sparten mit akademischen Bewerbern. Was soll ich denn mit jemandem machen, der ausser Schule und Hochschule oder Universität noch nichts im Leben gesehen hat, was nach Arbeit riecht. Da wollen Akademiker einsteigen mit Traumgehältern, Lebenslauf: 20 Semester studiert, 3 x abgebrochen, Note 3,4 im Diplom und dann Forderungen stellen, Alter Anfang 40 oder Ende 30 ....
Wenn ich sehe, was alles als "notwendig" angesehen wird, glaube ich sehr wohl, dass man mit Hartz 4 gut klarkommen kann, denn:
Ich habe keinen DSL Anschluss, er ist im Leistungskatalog als Standard vorgesehen. Ein Fax Gerät habe ich auch nicht, eine Waschmaschine musste ich mir selbst kaufen. Einen Trockner habe ich ebenfalls nicht. Ich habe auch nur einen kleinen Fernseher.
Während meiner "Hausbesuche" habe ich einige Dinge gesehen, die kurz zuvor noch auf der Cebit standen. Wie manch ein Hartz 4 Jobber da ran kommen kann, ist mir schleierhaft. Wohlbemerkt vom Amt gesponsert. Die Schraube wurde zwar angedreht, ist aber noch viel zu locker.
Immerhin so locker, dass ich circa 50 Leute täglich sah und am Telefon sprach, die es ablehnten, für 7,50 Euro zu arbeiten.
Dass es Einzelfälle gibt, bestreite ich nicht. Der Masse aber scheint es noch viel zu gut zu gehen.
m. mann
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