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Reparieren von Fernbedinungstasten

ralf747 / 6 Antworten / Flachansicht Nickles

Reparieren von Fernbedinungstasten


 


Die Tasten sind meiner Erfahrung nach nur in den seltesten Fällen mit einem dünnen Leitlack (Graphit oder ähnliches) beschichten. Eigentlich besteht das Leitpad oder die ganze Taste aus einem hochohmig leitfähigen NBR- oder Silikongummi.


Ich habe einiges Ausprobiert und kann folgenden Ratschlag geben, wenn man riskieren kann, die Beschichtung ganz zu verlieren, falls doch mal eine aufgetragen war:


 


Eigentlich treten bei den Fernsteuerungen mit der Zeit mehrere unabhängige Probleme auf:


 


1. Korrosion bzw. Oxidation der Sensor-Kontaktschicht.


 


2. Abnutzung der Gummitasten-Leitschicht durch die Verringerung der Leitfähigkeit durch Verlust von leitfähigen Füllstoffen.


 


3. Abnutzung der Gummitasten-Leitschicht durch die Verkleinerung der Kontaktfläche durch Abrundung (Abschliff) der Gummiränder.


 


4. Staub und Dreck zwischen den Kontaktfächen von außen oder durch den Gummiabrieb.


 


5. Verunreinigung der Zwischenräume der Sensor-Mäander mit leitfähigem Gummiabrieb (oder von den vorhergehenden Reparaturversuchen mit Graphit), was dazu führt, daß ständig Strom fließt und die Fernbedienung einerseits nicht mehr genau weiß, ob oder welche Tasten geschaltet werden, bzw. die Spannung durch betätigen einer Taste durch Verlustleistung in den anderen Sensoren zu gering wird.


 


Um die Fernbedienung wirklich zu reparieren hilft keine Alufolie, da dadurch die Schaltströme zu groß werden und der Stromverbrauch extrem ansteigt. Silberleitlack oder Graphit setzt die Sensor-Mäander innerhalb eines Tages zu und dann geht gar nix mehr.


 


Man muß sich um jedes dieser Probleme (in nachfolgender Reihenfolge) kümmern, dann bekommt man auch die Fernsteuerung wieder vernünftig zum laufen:


 


Zu 5: Sensormäander frei kratzen und mit der Lupe auf getrennte Kontakte achten.


 


Zu 1 und 4: Kontaktreiniger vorsichtig auf die Sensoren aufsprühen und gut abreiben oder bürsten. Anschließend noch mal gut mit Alkohol abreiben und trocknen. Die angetrocknete Kontaktreinigungsflüssigkeit wandert in den Gummi und beeinträchtig die Leitfähigkeit.


 


Zu 3: Der Einfluß einer abgerundeten Kontaktfläche ist meiner Meinung nach nicht besonders groß. Wenn es sein muß, kann man die Gummifläche mit einem Dremel und kleinem rundem Schleifkörper vorsichtig wieder gerade oder sogar Konkav schleifen. Ich halte den Aufwand jedoch nicht für empfehlenswert. Eine Riffelung senkrecht zu den Sensorleiterschleifen wirkt sich ebenfalls positiv aus. Die Gummi-Leitpads besitzen außerdem nur eine gewisse Dicke.


 


Zu 4: Ethanol, Benzin, Isopropanol etc. erzeugen nicht den gewünschten Effekt... Bei mir hat bisher nur reines Aceton funktioniert. Das Zeug gibt’s übrigens in der Apotheke oder im Baumarkt. Damit wird die äußerste füllstoffarme Gummischicht angelöst und legt den leitfähigen Gummi wieder frei (sollten nicht vorher die Taste sowieso abgeschliffen worden sein). Die Leitfläche der Gummitaste muß kräftig mit Aceton abgerubbelt werden. Aceton anschließend nur wegblasen und trocknen lassen (Fussel von Taschentüchern verschlechtern wieder alles).


 


Gutes Gelingen und viel Spaß mit der neuen alten Fernsteuerung!


 


Ralf S.


 


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ralf747 Dr. Hook „Hi, das ist alles gut und schön, was aber, wenn die leitfähige Beschichtung...“
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Hallo!

Ich habe dieses Reparaturset leider nie getestet. Aber ich habe zwei verschiedene Graphitspräys ausprobiert, die eine dauerhafte leitfähige Beschichtung erzeugen "wollten". Die funktionierten zwar nicht mit einem Zweikomponenten-Harz, aber mit einem lösungsmittelhaltigen Klebstoff, der ebenfalls aushärtete. Leider hab Ich die Spraydosen schon lange nicht mehr und kann mich auch nicht an die Fabrikate erinnern. Es hat jedenfalls nie lange funktioniert!

Ich VERMUTE daher, daß das Reparaturset eine "einmal und nie wieder" Kunden-Verarschung ist (deswegen der hohe Preis ;-), da eben genau folgendes passieren dürfte: Abnutzung der Beschichtung durch scheuern und wieder ein Kurzschluß der Sensor-Leiterbahnen.

Die Hersteller der Fernsteuerungen sind natürlich auch nicht ganz dumm und haben die Teile sicher nicht nur auf 100 Schaltzyklen ausgelegt. Da bei jedem Schalten etwas Schicht verloren geht, MUSS das Leitgummi einfach dicker sein.
Deswegen sind die Tasten eben nicht (zumindest meiner Erfahrung nach) dünn beschichtet, sondern enthalten ein leitfähiges Kontinuum, das auch kleine Verluste hinnehmen können muß.
Wie dick (ob 0,1 oder 2 mm?), weiß ich nicht. Das sollte aber bei einer Dummy-Taste bei dem entsprechenend Fabrikat mit einem Multimeter jeweils rauszufinden sein.
Eine dick aufgetragene Graphitschicht verliert mit der Schichtstärke an Cohäsion, da der Füllgrad in der Schicht recht hoch sein dürfte. Dann würde die Schicht einfach abblättern und den Kurzen erzeugen.

Ich hab früher viele verschiedene Dinge probiert. Das beste Ergebnis hatte ich mit einer metallbedampften Schokoriegelhülle, die jedoch noch immer einen zu geringen el. Widerstand hatte. Ein uraltes Tape-Band war auch ganz gut. Aber da muß man suchen, weil diese Dinge normalerweise nicht leitfähig sind.

Mein Vorschlag zur Erzeugung einer neuen Leitschicht wäre, Cyan-Acrylat (Sekundenkleber hält bekanntlich besonder gut auf Gummi) mit Aceton verdünnen und dann etwas (nicht zu viel) Graphitpulver einrühren. Dann nicht übermäßig dick auftragen! Vorher müssen natürlich die Tasten auch gründlich mit Aceton gereinigt werden. Zur Ermittlung der Graphitmenge muß man einige Experimente machen. Das ist aber alles ein riesen Aufwand und hält aus dem oben genanntem Grund auch nicht lange.
Vielleicht wird das verbessert, indem man eine dünne Silkon oder PTFE- (Teflon) Gleitschicht auf die Leiterbahn und die durchgetrocknete Graphit-Leitschicht aufträgt (bzw. aufsprüht), um die Anhaftung bei hohen Preßkräften zu vermeiden und die Abrasion zu vermindern (gibts auch im Baumarkt).
Alles andere (Silberlack, aufgeklebte Alufolie, Kupferbleche, Plattgold, Metalldampffolien, CFK-Matten, Drähte usw.) erzeugt zu hohe Schaltströme.

Davor empfehle ich jedoch, die anfänglich beschrieben Methode mit der Reinigung zu versuchen. Auch wenn möglicherweise nur eine dünne Beschichtung vorliegen sollte.
Ich gebe zu, es ist schwer zu glauben - aber bei mir hat nur das etwas gebracht und meine Erfolgsquote lag mit der Methode bei 8 von 8 verschiedenen Fernsteuerungen... Vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück! :-)

Welche Erfahrungen hast Du denn gemacht?
Hast Du mal rausgefunden, welche Fernbedienungsfabrikate dünn beschichtet sind und deren Tasten vollkommen an Leitfähigkeit verloren haben?

Ralf

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