Wikipedia wird von Firmen missbraucht, die ihre eigenen Produkte bejubeln und die der Konkurrenz schlecht machen. Ebenso mischen Behörden mit, die Einträge manipulieren. Deswegen soll jede Änderung in Zukunft von einem Redakteur durchgesehen und erst dann freigeschaltet werden.
vnunet zitiert Sony, die Artikel über Halo 3 von Microsoft editiert haben, sowie die CIA, die Informationen über den Irakkrieg manipuliert hat.
Quelle: vnunet
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Olaf
Nee, im Ernst: ich sehe es ganz genau so - und finde genau das übrigens auch höchst bemerkenswert. Es ist in der Tat wie ein kleines Wunder, dass Dinge wie Wikis, Open Source, Community-Projekte usw. in dieser oft so desolaten Welt überhaupt so gut funktionieren - oft genug sogar besser als manches, wofür Geld ausgegeben wird.
Ich glaube sogar - und habe es auch schon öfter geschrieben -, dass diese Art von sozialer Vernetzung und freiwilliger, unentgeltlicher, potenziell schicht- und nationenübergreifender Zusammenarbeit an gemeinsamen Projekten (und Werten!) imho eine in der Menschheitsgeschichte völlig neue kulturelle Qualität darstellt, die durch das Internet zwar erst möglich wurde, aber nicht durch es erklärt werden kann. Es wäre nicht verwunderlich, wenn man das später mal rückblickend als eine weitere sog. "kopernikanische Wende" mit den anderen ganz großen Errungenschaften der Menschheit auf eine Stufe stellt. Einer der wenigen echten Lichtblicke und Chancen heutzutage, und einer der erfreulicheren Aspekte der Globalisierung...
Soziologie, Sozialpsychologie, Philosophie und andere natur- und geisteswissenschaftliche Disziplinen dürften jedenfalls gut daran tun, das "Wunder" ausgiebig zu erforschen und daraus zu lernen. Bemerkenswert ist ja auch, mal am Rande bemerkt, dass viele Impulse zu dieser Entwicklung und vielleicht deren älteste Wurzeln aus den USA kommen - ausgerechnet jenen USA, mit deren sonstigem Auftreten in der Welt wir so manches Mal unsere Schwierigkeiten haben...
Wie auch immer: Wirtschaft, Politik, Rechtsprechung usw. sind bislang viel zu sehr im alten Denken verhaftet; sie hadern mit der Entwicklung und versuchen sie krampfhaft auf ihre bisherigen Denkmuster abzubilden (vgl. Musikindustrie, GEZ usw.) - anstatt die Chancen zu erfassen und zu nutzen. In dem Maße, wie letzteres geschieht, werden vielleicht auch kleinkarierte Grabenkämpfe in der Wikipedia wieder nachlassen. Bis es soweit ist, dürfte tatsächlich eine Kontrollinstanz die (zweit)beste Lösung sein. Werden nun damit die vorgenannten "edlen" Prinzipien ausgehöhlt? Nicht zwangsläufig. Es wäre ja ein Irrtum anzunehmen, dass diese kulturell neue Entwicklung nur basisdemokratisch und anarchisch verläuft und ohne Autoritäten auskommt. Ganz im Gegenteil. Beispiel Linux: diese Entwicklung wäre ohne Linus Torvalds als große zentrale Integrationsfigur vermutlich gar nicht möglch gewesen oder längst auseinandergefallen. Er besitzt in diesem Projekt eine "natürliche" Autorität, entstanden aus seiner historischen Rolle, seinen Verdiensten und der impliziten Zuerkennung durch die Community. Es ist keine angemaßte oder "verliehene" oder "kraft Amtes" erworbene Autorität. Gerade deshalb wird sie allgemein anerkannt und nicht in Frage gestellt, und er nutzt sie auch nicht in irrationaler Weise aus - zumindest ist mir in beide Richtungen nie was zu Ohren gekommen.
Eine vergleichbare Figur ist bei Wikipedia weder vorhanden noch überhaupt vorstellbar. Eine Kontrollinstanz kann und darf deshalb m.E. nicht zentralistisch organisiert sein, sondern muss sich ebenfalls der Selbstreinigungskräfte vernetzter Strukturen bedienen, und das bedeutet auch: sie muss potenziell offen für jedermann sein. Alles andere dürfte aber auch schon aus Gründen des Arbeitsaufwandes ausscheiden. Vielleicht ein VIP-Konzept ähnlich wie bei nickles...?
Soweit einige Gedanken zum Sonntag...
Gruß, Manfred