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erklärung bitte maxx3
Die Erklärung: onkel beffen
gerhard38 Frenchie „Hallo Starfly, generell bin ich ebenfalls der Meinung daß es richtig war daß...“
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Eine üble Sache. Was dein ordentlicher Anwalt versuchen wird, ist halt genau sein Job. Jeder weiß das, der Richter weiß das, die Jury weiß das. Es ist die Frage, ob den Ausführungen des Anwalts Glauben geschenkt wird.

Ich kann mir kein System denken, in dem Justizirrtümer - sowohl zugunsten als auch zuungunsten der Beschuldigten -absolut ausgeschlossen sind, es sei denn, man schafft die Justiz ab.

Aber nun was anderes:
Das Video ist deutlich und vielfach geschnitten! Zunächst Weitwinkel, immer wieder Schnitt, dann Nahaufnahme, wie der Polizist versucht, die Frau in Handschellen auf den Sessel zu setzen. Wer wechselt da die Brennweite bei der Kamera? Diese Szene sieht für mich nicht nach "Gewaltanwendung" aus, lediglich die Frau brüllt "don't touch me", "get away .. from me" ...Nur weil jemand brüllt, heißt das noch lange nicht, dass der andere irgend etwas tut, was er nicht tun dürfte oder dass er etwas tut, was schmerzvoll ist. Schon die Schulzeit vergessen? Ein körperlich Unterlegener fängt bei einem Konflikt ganz fürchterlich zu brüllen an. Der herbeieilende Lehrer sieht den Schuldigen natürlich nicht in dem, der laut brüllt, sondern vermutet den beim Anderen, der in irgend einer verfänglichen Situation in der Nähe steht. Das ist eine Variante von "Haltet den Dieb!". Ich nehme an, falls das überhaupt echt sein sollte, werden Sachverständige bemüht werden, um aufgrund des Videos und ggf. Druckspuren auf dem linken Arm der Frau zu einem Urteil zu kommen, ob hier schmerzhafte Gewalt ausgeübt wurde.

Jedenfalls ist mir schon zu Beginn des Films aufgefallen, dass diese Frau reichlich "renitent" ist. Frage: Welche Möglichkeit hat ein Polizist im Fall einer alkoholisierten Person, die sich der Amtshandlung mit Körpergewalt zu widersetzen versucht? Wenn sie wirklich alkoholisiert ist, ist sie nicht schuldfähig. Muss man sie dann gewähren lassen? Muss Polizist den Raum verlassen, um sich selbst in Sicherheit zu bringen? Was, wenn die Person in ihrem Rausch sich selbst beschädigt, und sie war bereits in Polizeigewahrsam - ist die Polizei dafür verantwortlich, dass sie nicht alles unternommen hat, damit sich der - wohlgemerkt: alkoholisierte! - Inhaftierte nicht selbst verletzen kann?

Außerdem ist mir aufgefallen, dass vom vorsätzlich Ausschalten der Überwachungskamera nichts zu sehen ist, sondern das ist die Interpretation des Sprechers. "Kurz darauf greift der Polizist zur Überwachungskamera und stellt sie ab" Sehen tu ich bestenfalls - wieder nach einem Filmschnitt - , dass etwas in großer Nähe und unscharf ins Blickfeld der Linse kommt. Da der Schalter für die Videokamera - so überhaupt vorhanden - an der Kamera angebracht ist, kann das die Linse der Kamera grundsätzlich nicht erfassen. Das Bild friert jedoch ein - oder zumindest stellt es sich in dem Video so dar. Es ist doch eigenartig, dass später die Kamera wieder eingeschaltet ist (vom Polizisten selbst? Also, so doof kann der Polizist doch eigentlich nicht sein, oder?), und - im Gegensatz zum behaupteten Ausschaltvorgang - jetzt nicht mehr ein unscharfer Gegenstand zu sehen ist, der sich von der Kamera entfernt: Im Gegenteil, der Polizist ist in ein paar Metern Entfernung bei der Frau, die am Boden liegt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass nach dem Einschalten der Videokamera vielleicht ein, zwei Sekunden vergehen, bis das Bild da ist ... eher unwahrscheinlich, dass der Polizist in dieser Zeit so weit kommt, dass er auf der entfernteren Seite der Frau zu stehen kommt (außer, dass auch hier diese Zeitspanne herausgeschnitten wurde). Diese Szene selbst ist rätselhaft: Er neigt sich zu ihr hinunter und - _aus_meiner_Sicht!!!_ - versucht sie zu beruhigen, indem er zuerst ihr rechtes Bein "hält" und sie dann _sanft_ (jedenfalls ist das, was ich sehe, nicht mit "Gewalt" zu bezeichnen) mit der rechten Hand an ihrer linken Schulter wieder zu Boden drückt, da sie anscheinend versucht, aufzustehen. Noch ein Filmschnitt. Danach ist die Frau am Boden ca. 50 cm weiter nach rechts gerutscht, ihr Kopf liegt jetzt bereits über der Markierung am Fußboden, er hat inzwischen auch komplett die Position gewechselt. Je nach Standpunkt weidet er sich jetzt an der phyischen Unterwerfung seines Opfers oder aber er beobachtet, ob sie sich ausreichend beruhigt hat, dass er den Raum verlassen kann.

Für mich als Zuschauer wird das Urteil dadurch beeinflusst, dass das scheinbare Endergebnis an den Anfang gestellt wurde (wobei: das Gesicht am Anfang ist für mich in keiner Weise eindeutig der Person in den filmischen Szenen zuordenbar, das könnte auch ganz wer anderer sein) und daher alles von dort her interpretiert wird. Ohne diese Interpretation vom behaupteten Endzustand her und wie es dazu kam könnte es tatsächlich auch ganz anders abgelaufen sein: z. B. Eine zunächst renitente Frau (Handschellen scheinen in den USA ja zu den Standardmaßnahmen auch bei kleinen Vergehen zu sein) bekommt - eventuell aufgrund von Alkohol und dem Stress der Festnahme - einen epileptischen Anfall, bei dem sie sich selbst verletzt, und der Polizist versucht, sie zu beruhigen.

Dass der Spiegel die Sache schneidet, damit sie nicht zu lange wird, wäre ja noch einzusehen. Da darf man nur hoffen, dass der Spiegel das seriös gemacht hat. Aber der Brennweitenwechsel von Weitwinkel auf Normal / Tele und dann wieder zurück - das ist schon sehr erklärungswürdig. Ich kenne keine Überwachungskamera, die das selbständig macht.

Kurz und gut: _Wenn_ das wahr ist, was da behauptet wurde, gehören die entsprechenden gerichtlichen Konsequenzen gezogen, und wenn es nicht wahr ist, genauso: Nämlich gegen diejenigen, die soetwas als "echt" in Umlauf bringen. Immerhin muss man anerkennen, dass es in diesem Land in Verhörzimmern Überwachungskameras gibt. Dem Staat muss man zugute halten, dass er von sich aus Anstrengungen unternimmt, dass die Bürger - im Normalfall - nicht schutzlos Beamtenwillkür ausgeliefert sind.

Dass das Videoband aber in die Öffentlichkeit gelangt, sieht mir eher nach einer Intrige gegen den Polizisten aus.

Gruß, Gerhard

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