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Ich stimme dir weitgehend zu, wenn Du davon ausgehst, dass die Sache authentisch ist. Du schreibst, dass es das Recht der Frau ist, den Alkotest zu verweigern. Hörst Du, dass SIE das sagt - oder legt dir das nicht eher der deutsche Kommentator nahe? Ich höre in diesem Video auch _nicht_ von _ihr_, dass sie telefonieren will. Was sie möglicherweise in den ersten Sekunden des Videos sagt, geht alles unter im Kommentar des Sprechers (bis T12). Dann (bis T19.957) sieht es für mich so aus, als ob sie nicht auf dem Stuhl Platz nehmen will, sondern an der linken Seite in Richtung Kamera geht. Der Polizist versucht sie daran zu hindern - das wirkt etwas rüde, wie er sie zum Richtungswechsel bringen will - aber sie fällt gleich einmal hin. Wenn ich mir das so ansehen, würde ich nicht sagen, dass sie der Polizist "zu Boden geworfen" hat, obwohl er durch sein körperliches Eingreifen natürlich beteiligt ist. Sie könnte sich auch fallen gelassen haben (sie fällt nicht hart; Amerikaner wissen, was sie mit Hilfe guter Rechtsanwälte an Schadenersatz herausschlagen können, siehe "Stella Liebeck-Awards", und die Kamera könnte der Frau durchaus nicht entgangen sein), sie könnte das Gleichgewicht verloren haben wegen Alkoholeinfluss, zusätzlich wegen der Handschellen behindert, durch Armbewegungen Balance zu halten - aber auch, weil sie bereits zu diesem Zeitpunkt einen Schädelbasisbruch hat (s. weiter unten).
Wenn Du allerdings schreibst Hier zeigt sich ja nicht das "Verhalten eines Einzelnen" (wie es wohl hoffentich der Fall ist) sondern es bestätigt der Öffentlichkeit daß "alle Bullen prügeln". dann ist es genau das, was bedenklich macht: Wenn Du selbst im selben Satz sagst: Das war doch hoffentlich ein Einzelfall - und gleichzeitig wird das natürlich verallgemeinert; Die Prügelpolizei! Wer ist der "man", der das veröffentlicht hat? Die Polizei selbst? Kaum, denn wie Du selbst sagst, weder Polizei noch Politik können ein Interesse daran haben, dass so etwas in die Öffentlichkeit gelangt! Die Staatsanwaltschaft? Kaum, wegen Datenschutz und Amtsgeheimnis und dem schwebenden Verfahren. Ein Gericht könnte kaum eine Jury zusammenstellen, da man allen sofort Befangenheit unterstellen könnte, die dieses zusammengeschnittene Video schon vorher gesehen haben! Der Rechtsvertreter der Frau? Der kriegt so ein Video erst gar nicht in die Finger außer durch gezielte Indiskretion. Wer also mischt hier mit und kocht sein eigenes Süpplein?
Noch eine Beobachtung, die mich stutzig macht - abgesehen von der Änderung der Brennweite - bei den Aufnahmen: Bei T22.32 kommt es zu einer Überblendung(!!) zur Nahaufnahme. Bei T27.767 - kurz bevor dann der nächste Schnitt zum angeblichen "Abdrehen" der Kamera erfolgt, sieht man die Frau vornübergebeugt auf dem Stuhl sitzen, der Polizist steht seitlich vor ihr und berührt sie leicht mit ausgestreckten Fingern seiner linken Hand auf der Schulter, seine rechte hängt völlig entspannt heruntern. Schau dir das in Ruhe an, auch die ganze Haltung des Polizisten! Mir sieht das danach aus, dass er sie eher sanft auf dem Sessel fixieren will, damit sie nicht wieder aufsteht, nicht jedoch, dass er jetzt die große Prügelorgie starten will.
Ich habe leider mehr als einmal beobachten können, dass die Öffentlichkeit mit aufbereitetem "Dokumentarmaterial" instrumentalisiert werden soll. Manchmal kann man das beobachten, wenn man die Nachrichten unterschiedlicher TV-Sender vergleicht: Bei den einen sieht man, wie 3 Polizisten einen Demonstranten niederknüppeln - beim anderen sieht man die selbe Szene, nur beginnt sie schon etwas vorher: Da sieht man, wie der Demonstrant mit schwerem Gegenstand auf die Polizisten losgeht, die zum Schutz von irgend etwas einen Cordon bilden. Ich bin nicht der Meinung, dass es zum Job eines Polizisten gehört, der die Öffentlichkeit schützen soll, sich von einem randalierenden Demonstranten tätlich angreifen lassen zu müssen (möglicherweise ist er sogar ein Sympathisant des Demonstranten) und das ohne Gegenwehr wegstecken bzw. im Gegenzug den Randalierer mit Samthandschuhen anfassen muss.
Es haben zu viele - und nicht nur - Journalisten eine offene Rechnung mit der Polizei, weil sie schon mal ein Strafmandat wegen Falschparken oder Schnellfahren bekommen haben, und durch "richtigen" Schnitt des Filmmaterials und geeignete Kommentare kann man dann genau das erreichen, was man erreichen will: Anscheinend objektive Berichte, die möglichst gegen das Feindbild "Polizei" emotionalisieren. Dass Macht leicht missbraucht weden kann, ist schon weiter oben erwähnt worden (maxx3).
Es ist gut möglich, dass sich das so abgespielt hat, wie versucht wird, es darzustellen - Beweis ist dieses Video für mich jedenfalls nicht, im Gegenteil. Das muss ja außerdem ein unglaublich fixes Kamerateam gewesen sein, das auch gleich bei der Einlieferung ins Spital bereitstand - oder ist das etwa gar nicht das Opfer, das vorher dargestellt wurde, sondern zur Erhöhung der Dramatik hat man einfach ein rollendes Krankenbett hineingeschnitten? Oder hat man die Presse schon vorsorglich vorher informiert, damit sie alles mitfilmen konnten? Mann, oh Mann!
Übrigens: Das Brillenhämatom der Frau ist ein Hinweis auf eine Schädelbasisfraktur, laut Wiki die Folgen von schwerer Gewaltanwendung beispielsweise bei einem Motorradunfall oder einer Schlägerei(!). a) Ist es ein Schädelbasisbruch b) wann und wodurch hat sie sich diesen zugezogen? Normalerweise fallen betrunkene Kraftfahrer erst dann auf, wenn es schon gekracht hat, oder bei einer systematischen Verkehrskontrolle. Dazu kenn ich mich zu wenig aus, wie das in den USA gehandhabt wird und ob es dort üblich ist, Lenker, bei denen vorerst nur der Verdacht(!) auf Alkoholisierung besteht, gleich in Handschellen abzuführen. Wenn es ein Unfall war, könnte es gut sein, dass sich die Frau - vorausgesetzt, die Story ist überhaupt wahr - schon dort den Schädelbasisbruch zugezogen hat. Das dauert nämlich seine Zeit, bis sich das Hämatom um die Augen ausbildet (der Sprecher behauptet, die Verletzungen stammen aus dem Verhörzimmer ... wieso glaubt man ihm ungeprüft?)
Man darf gespannt sein, was dabei herauskommt.
Gruß, Gerhard