Hallo agtino,
vielen Dank für deine Reaktion.
Ich denke, ich kann deine Position ganz gut nachvollziehen. Meine eigene ist es nicht und warum, will ich dir sagen...
Zeit
Dass uns der Alltag schon genug abverlangt, sehe auch ich. Zeit ist auf jeden Fall eine grundlegende Voraussetzung. Da muss dann jeder für sich entscheiden, wie er die Prioritäten setzt. Manch einer entscheidet sich dann beispielsweise dafür mal auf einen Kinobesuch oder einen Fernsehabend zu verzichten - ein anderer eben nicht. Das ist auch ok. Ich erwarte auch nicht von jedem Menschen, dass er sich ständig und rund um die Uhr politisch engagiert. Aber du weißt schon... "Viele kleine Schritte..." und so... ;-)
Ich bin auch aufgrund eigener Erfahrungen davon überzeugt, dass jeder eine Gruppe von Gleichgesinnten finden kann. Und wenn da nun wieder jeder einen kleinen Schritt geht...
Angst
Das ist der Punkt von dir, den ich wohl am besten nachvollziehen kann. Hier könnte ich mich wiederholen, stattdessen mach ich es kurz: Die Masse machts. Ja, Stuttgart hat uns da gezeigt, dass ein einzelner Wasserwerfer doch stärker sein kann. Jeder muss selbst entscheiden, ob er solche Risiken eingehen will. Alternativen gibt es aber (bspw. in der Organisation) und wenn du "nur" derjenige bist, der die Plakate gedruckt hat.
Fehlende Transparenz im Wahlkampf - Glaubwürdigkeit
Hier möchte ich dir widersprechen. Der Wahlkampf ist sicherlich ein Phänomen für sich. Da wird viel versprochen. Mancher Politiker ist sicherlich überzeugt von der Durchsetz- und Finanzierbarkeit "seiner" Projekte. Manches ist auch wirklich gut durchdacht. Mit der Wahl entscheidet man dann letztlich über die Gewichtung der jeweiligen politischen Ideen. Was dabei herauskommt sehen wir dann erst im Koalitionsvertrag. Das ist alles schwer vorauszusehen. Soweit kann ich mit deiner Kritik auch noch einigermaßen mitgehen.
Was wir aber machen können, ist einfach zurückblicken. Über bloße Worte in den Medien hinaus schauen, wo tatsächlich parlamentarische Initiativen auf die o. g. Worte folgten oder die Regierung ihre Ankündigungen wahr gemacht hat.
Noch mal zum Wahlkampf selbst, denn ein wenig Hoffnung auf gesicherte Information über die wahren Ziele einer Partei gibt's auch hier: An ihrem/seinem Parteiprogramm, dem Koalitionsvertrag oder ähnlichem und dem Anteil dessen, was letztlich durchgesetzt wurde, muss eine Partei oder auch der einzelne Politiker schließlich gemessen werden (eben nicht an "Parolen, Schlagworten und bla bla"). Ein "Wir wollen..." in einem Interview ist eben noch lange kein "Wir werden..." in einem Programm. Ein empfehlenswertes Portal ist hier übrigens auch ---Abgeordnetenwatch--- ... auch wenn du, wie du sagst "unmöglich die Zeit hast die Wahlprogramme zu lesen und zu kennen, erhälst du da doch zumindest einen groben Überblick. Noch einfacher: Der ---Wahl-o-mat---. Hier werden dir mehrere Fragen gestellt und anhand deiner Antworten wird dir am Ende gezeigt, welche Partei am ehesten zu dir passt. Das Ganze wird dann noch detailliert ausgewertet und du kannst dir weitere Informationen dazu besorgen...
Und noch was am Rande: Die gewählten und in Regierungsverantwortung stehenden Parteien BaWü haben sich immer für S21 stark gemacht. Die gewählten und in Regierungsverantwortung stehenden Parteien im Bund haben sich immer für eine Verlängerung der Kernkraftwarkslaufzeiten eingesetzt.
Ok, dass die FDP ansonsten lügt wie gedruckt, ist jetzt auch nichts Neues mehr. Aber hier gehe ich mal von einer die Regel bestätigenden Ausnahme aus... (Ja, das Letztere war jetzt eine Spitze auf die ich einfach nicht verzichten wollte. Man sehe mir das nach... ^^)
Die Möglichkeiten in der Demokratie
Die sprichst da die Wahlen an. Jepp, stimmt. Aber das ist doch noch lange nicht das Einzige! Ok, wenn du im Bund was ändern willst, wird's schon mal kompliziert und aufwendig mit Petitionen etc.
Im kleinen und den Einzelnen wohl auch eher betreffenden Raum, gibt's aber durchaus einige Möglichkeiten: Bürgerentscheide/-begehren, Bürgerinitiativen, Fragestunden im offenen Rathaus, Demonstrationen, Leserbriefe an die Lokalzeitungen... und nicht zuletzt: Vorausgesetzt die Zeit und die Prioritäten lassen es zu, kann man immer noch selbst in eine Partei eintreten und sich engagieren. In Deutschland erwägen das wohl gerade einmal 10% der Menschen. Tatsächlich in einer Partei organisiert sind noch weit weniger Bürger.
Vom Stammtisch ins Rathaus sag ich, denn so groß sind die Unterschiede (zumindest auf lokaler Ebene) dann doch nicht... ;-)
Diäten und Pensionen
Einen Pensionsanspruch gibt's erst nach acht Jahren im Bundestag.
Über das Einkommen eines MdB kannst du dich überall im Netz - oft auch auf den Seiten der jeweiligen MdB - informieren. Das ist schon nicht schlecht, aber vergleiche das mal mit dem Einkommen eines Topmanagers mit vergleichbarem Arbeitspensum (zufällig weiß ich, wie so ein Arbeitstag aussieht...) und mit jemandem, dessen Entscheidungen nur ansatzweise vergleichbare Folgen haben... vielleicht erklärt das auch ein Stück weit, warum wir teilweise eben die weniger kompetenten Leute in der Politik finden. Das Geld lockt da doch woanders. An dieser Stelle könnte man sich dann mal fragen, in welcher Partei dann wohl die Idealisten sitzen, die das nicht des Geldes wegen tun, sondern weil sie von ihrem Tun überzeugt sind.
So abschließende noch ein nettes Zitat:
"Die, die euch verarschen, die habt ihr selbst gewählt."