Inzwischen konnte ich von de 3 Behauptungen zuminest die erste überprüfen. Da hieß es, dass im Koran im Fall von Widersprüchen die neuere die älteren Stellen ersetzen und dass dabei die ursprünglich "milden" Aussagen durch härtere ersetzt werden.
Laut Wikipedia ist das zwar unter Muslimen nicht unumstritten, weil ja andererseits am Koran - Gottes Wort - absolut nichts weggelassen oder geändert werden darf, aber anscheinend doch Usus im Fall von Alkohol, und ausdrücklich angeführt, hinsichtlich des Schwerverses. Nennt sich "Abrogation":
2:106 „Wenn wir einen Vers (aus dem Wortlaut der Offenbarung) tilgen [nansach] oder in Vergessenheit geraten lassen, bringen wir (dafür) einen besseren oder einen, der ihm gleich ist.[...]“
...
Besonders wichtig wurde die Lehre von der Abrogation hinsichtlich des Umgangs mit Nicht-Muslimen. Hier wurde schon früh von einigen Gelehrten die Auffassung vertreten, dass der Schwertvers (9:5) und der Vers, der zum Kampf gegen die Ahl al-kitab auffordert (9:29), alle anderen Verse, die zu einem friedfertigen Verhalten gegenüber den Ungläubigen ermahnen (8:61; 29:46), aufgehoben habe.[11]
https://de.wikipedia.org/wiki/Abrogation_(Islam)
Man beachte: von _einigen_ Gelehrten (aber offenbar nicht von allen)
Schwertvers: (Koran, Sure 9,5):
"tötet die Ungläubigen, wo ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf!“
Und wenn die verbotenen Monate verflossen sind, dann tötet die Götzendiener, wo ihr sie trefft, und ergreift sie, und belagert sie, und lauert ihnen auf in jedem Hinterhalt. Bereuen sie aber und verrichten das Gebet und zahlen die Zakat, dann gebt ihnen den Weg frei. Wahrlich, Allah ist allverzeihend, barmherzig.
Vorher hatte es noch geheißen (8:59-61)
"Laß die Ungläubigen nicht meinen, sie hätten (Uns) übertroffen. Wahrlich, sie können nicht siegen. [8:59]
Und rüstet gegen sie auf, soviel ihr an Streitmacht und Schlachtrossen aufbieten könnt, damit ihr Allahs Feind und euren Feind - und andere außer ihnen, die ihr nicht kennt - abschreckt; Allah kennt sie (alle). Und was ihr auch für Allahs Sache aufwendet, es wird euch voll zurückgezahlt werden, und es soll euch kein Unrecht geschehen. [8:60]
Und wenn sie jedoch zum Frieden geneigt sind, so sei auch du ihm geneigt und vertraue auf Allah. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende. [8:61]
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Bezüglich der 2. Aussage, dass ein Gläubiger dazu verpflichtet ist, die Scharia einzuführen, scheint mir unmittelbar einleuchtend: Selbstverständlich will jemand, der religiös ist, nach Möglichkeit nach dem Gesetz Gottes leben. Wichtig ist allerdings, dass auch die Scharia lt. Wikipedia kein genormtes Recht darstellt, sondern abhängig von der jeweiligen Schule ist (vergleichbar protestantische oder katholische Interpretationen). Während aber der EGMR in Strassburg die Scharia als unvereinbar mit europäischen Werten sieht, sieht man das in Holland anders: anscheinend gibt es auch Scharia-Formen, die "kompatibel" sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Scharia
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Bezüglich der 3. Aussage, Muslime haben das Recht und die Pflicht, nicht-Muslime zu betrügen und irre zu führen, solange es dem Islam hilft ... In dieser Form habe ich nichts gefunden, aber etwas, was man in dieser Richtung interpretieren könnte. Da heißt es in 3:28:
„Die Gläubigen sollen sich nicht die Ungläubigen anstatt der Gläubigen zu Freunden nehmen. Wer das tut, hat keine Gemeinschaft (mehr) mit Gott. Anders ist es, wenn ihr euch vor ihnen (d. h. den Ungläubigen) fürchtet (in diesem Fall seid ihr entschuldigt). Gott warnt euch vor sich selber.“
Der Autor des Wiki-Artikels bemerkt: "Siehe auch in diesem Sinne: Sure 4, Vers 144; Sure 9, Vers 23[45]"
und der Kommentator "at-Tabari fasst zunächst in eigenen Worten den Inhalt zusammen und interpretiert den Vers als Verbot Gottes, die Ungläubigen als Helfer und Unterstützer zu nehmen. „Wer das tut...“, der wird als Apostat und als Anhänger von Kufr betrachtet. Den darauf folgenden Versteil: Anders ist es, wenn ihr euch vor ihnen (d. h. den Ungläubigen) fürchtet erklärt er mit den Worten: wenn die Gläubigen unter der Herrschaft von Ungläubigen leben und sie daher fürchten, können sie ihre Freundschaft und Loyalität verbal und durch ihre Ausdrucksweise (wörtlich: mit ihren Zungen), aber nicht durch Taten kundtun. Anschließend referiert at-Tabari elf Überlieferungen, die durch die dokumentierten Isnade auf frühe Autoritäten der Exegese aus dem späten 7. und frühen 8. Jahrhundert zurückgehen: die Muslime bekunden den Ungläubigen gegenüber, die ihnen überlegen sind, Wohlwollen und Freundlichkeit, folgen ihnen aber in ihrer Religion nicht. Dies geschieht ausschließlich verbal, während ihre Herzen im Glauben (d. i. im Islam) Ruhe gefunden haben. Dies ist eine paraphrasierte Andeutung von Sure 16, Vers 106."
https://de.wikipedia.org/wiki/Koranexegese
Gruß, Gerhard
(und jetzt möchte ich mich wieder mit anderem beschäftign ...)